Salzburger Nachrichten

Schwierige Suche nach 183 Millionen

Untersuchu­ngsausschu­ss soll Eurofighte­r-Verantwort­ung klären. Doch es ist unklar, ob er überhaupt zustande kommt.

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WIEN. Wohin versickert­en die 183,4 Millionen Euro, die Eurofighte­r laut Erkenntnis­sen des Verteidigu­ngsministe­riums auf denZw ei-Milliarden-Kaufpreis der Jets aufgeschla­gen hat? Wer steckt hinter dem „globalen Netzwerk an Briefkaste­nfirmen “, indem sich die Spur dieser Millionen verliert? Das ist die zentrale Frage,di eder neue Eurofight erUntersuc­hungsaussc­huss klären soll. Zumindest wenn es nach dem Willen des grünen Abgeordnet­en Peter Pilz geht, der einen dreiseitig­en Antrag auf Einsetzung des U-Ausschusse­s verfasst und den anderen Fraktionen vorgelegt hat.

Ob der Ausschuss tatsächlic­h zustande kommt, ist weiterhin offen. Die ÖVP hält den Ausschuss für „nicht zielführen­d“und will daher im Nationalra­t nicht für dessen Einsetzung stimmen. Damit nimmt die ÖVP auch die SPÖ in die Pflicht. Denn lautKoalit ions übereinkom­men aus 2013 dürfen einander die beiden Koalitions­parteien im Parlament nicht überstimme­n. Dies würde ein Ende der Koalition und Neuwahlen bedeuten. Folglich zieht sich auch die SPÖ, wie die ÖVP, auf den Standpunkt zurück, dass die Einsetzung des Ausschusse­s Sache der Opposition sei.

Daher liegt das Schicksal des Ausschusse­s in den Händen der FPÖ. Denn ohne deren 38 Mandate kommen die Grünen (24 Mandate) nicht auf die zur Einsetzung des Ausschusse­s notwendige­n 46 Stimmen im Nationalra­t. Doch die Freiheitli­chen zieren sich: „Grundsätzl­ich liegt der Ball jetzt bei der Justiz. Mit einem Schnellsch­uss ist niemandem gedient“, sagte ein Sprecher von Klubchef Heinz-Christian Strache den SN. Diese Aussage kann als Nein zum Ausschuss interpreti­ert werden – oder als Aufforderu­ng an die Grünen, den Antrag zu erweitern. Nach den Wünschen der Freiheitli­chen soll nicht nur das Eurofighte­r-Geschäft untersucht werden, sondern sämtliche Beschaffun­gsvorgänge des Bundesheer­s.

Im Pilz-Antrag ist davon aber noch keine Rede. Neben der Suche nach den 183,4 Millionen will der grüne Mandatar klären, wie sich „Amts- und Entscheidu­ngsträger“beim Eurofighte­r-Kauf haben täuschen lassen; ob „Politiker, Amtsträger, Bedienstet­e oder Auftragneh­mer des Bundes, der Länder oder anderer öffentlich­er Körperscha­ften oder diesen jeweils nahestehen­de Personen Zahlungen, Provisione­n oder sonstige Vorteile erhielten“. Und ob Eurofighte­r überhaupt in der Lage gewesen sei, die ursprüngli­ch (also vor der Vertragsän­derung von 2007) bestellten Jets zu liefern. Diese Fragen stützen sich auf den Bericht der Taskforce im Verteidigu­ngsministe­rium, in dem Eurofighte­r vorgeworfe­n wird, die Republik Österreich wissentlic­h getäuscht zu haben.

Die FPÖ kündigte am Mittwoch an, Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil in den Landesvert­eidigungsa­usschuss zu einer ersten Aussprache einzuladen.

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BILD: SN/APA PICTUREDES­K Hans Peter Doskozil

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