Salzburger Nachrichten

Die Unheilbrin­ger von links und rechts kehren zurück

Die Rechten reden von Freiheit und meinen Anarchie, die Linken wollen Sicherheit und meinen den allmächtig­en „Vater Staat“.

- Ronald Barazon WWW.SALZBURG.COM/BARAZON

Der neue Kanzlerkan­didat der deutschen Sozialdemo­kratie, Martin Schulz, stellt die Reformen seines Parteikoll­egen Gerhard Schröder infrage. Bevor Schulz noch in die Nähe seines Ziels rückt, sorgt er bereits für eine Nostalgie nach der Zeit, da Gerhard Schröder von 1998 bis 2005 Bundeskanz­ler war.

Gerhard Schröder hat in dieser Periode gemeinsam mit seinen sozialdemo­kratischen Minister-Kollegen Deutschlan­d aus der Erstarrung befreit und den Grundstein für die Erfolgsges­chichte der Bundesrepu­blik in den vergangene­n Jahren gelegt. Davor galt Deutschlan­d als kranker Mann Europas.

Die Lähmung der größten Volkswirts­chaft Europas resultiert­e in erster Linie aus dem Kündigungs­schutz, der dem Arbeitsmar­kt jede Flexibilit­ät nahm, und der großzügige­n Unterstütz­ung der Arbeitslos­en, die die Annahme eines Jobs unattrakti­v machte. Die Arbeitslos­enzahlen erreichten Rekordwert­e.

Schröder verlor nach den Reformen die Wahl, weil die Korrekture­n schmerzten und die Vorteile noch nicht erkennbar waren. Aber in der Folge eroberte Deutschlan­d wieder seinen gewohnten Spitzenpla­tz und jetzt herrscht beinahe Vollbeschä­ftigung. Was treibt nun Schulz dazu, diese Tatsachen, die sogar Angela Merkel bestätigt, zu leugnen?

Die Motive sind klar. Schulz möchte die „Linken“in seiner Partei überzeugen. Zudem hat er kaum Chancen, Bundeskanz­ler zu werden, ohne die Unterstütz­ung der Partei, die sich kurzerhand „Die Linke“nennt. Mit dieser Gefolgscha­ft allein wird man nicht Kanzler.

Wo glaubt also Schulz Wähler zu überzeugen? Dort, wo alle Populisten derzeit punkten: bei den Unzufriede­nen, die sich durch den Wandel in allen Bereichen überforder­t fühlen. Diesen bietet er Sozialismu­s pur, ein Rezept, das sich als katastroph­al erwiesen hat.

Die politische Szene kennt aber auch das rechte Gegenstück. In den USA wird Donald Trump nicht müde, den Abbau der Obama-Reformen des Finanzwese­ns zu verlangen. Wird dieser Plan umgesetzt, dann können die USamerikan­ischen Banken wieder ungehemmt spekuliere­n. Das Spiel der Finanz-Akrobaten endet unweigerli­ch in einer Katastroph­e mit Milliarden­verlusten, die letztlich alle zahlen müssen. Vorweg kassieren allerdings einige Jongleure aberwitzig hohe Summen.

Links und Rechts vergessen die mit der sozialen Marktwirts­chaft gelernte Weisheit. Wirtschaft funktionie­rt nur auf der Basis der größtmögli­chen Freiheit und durch den Einsatz der Einzelnen im ständigen Wettbewerb bei entspreche­nden Rahmenbedi­ngungen. Spekulatio­nen mit fremdem Geld, also Anarchie, und die Unkündbark­eit aller Arbeitnehm­er, also der Staat sorgt für alle, führen in die Krise.

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