Ein Wiener Wahrzeichen erblüht bald wieder ganz golden
Zum 120. „Geburtstag“soll das Wiener Secessionsgebäude um 2,8 Millionen Euro renoviert und modernisiert sein.
WIEN. Gute Nachrichten sind immer willkommen. Vor rund einem Jahr gab es in der Secession schon einmal ein Pressegespräch, das eine Art Hilferuf war. Nun hat sich die Beharrlichkeit gelohnt, mit der die Künstlervereinigung – fast 30 Jahre nach der letzten Renovierung des Jugendstiljuwels – auf die dringend notwendige Generalsanierung drängte. Bund und Stadt Wien steuern nun je eine Million Euro bei, die Secession muss, wie es Präsident Herwig Kempinger am Mittwoch vor der Presse ausdrückte, 800.000 Euro „schultern“.
Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) ist sich dessen bewusst, dass die Secession „ zu den bekanntesten Jugendstilbauwerken der Welt“gehört, außerdem wolle er „die Secession weiterhin als lebendigen, am Puls der Zeit agierenden Kunstmotor“sichern.
Die Sanierung soll nach den Plänen des Architekten Adolf Krischanitz vor sich gehen, die er bereits vor einem Jahr präsentiert hat. Der gebürtige Salzburger war übrigens auch schon für die Renovierung 1985/86 zuständig. Die „Goldene Kuppel“, im Volksmund „Krauthappel“genannt, wird neu vergoldet, das heißt, 2500 Blätter und 311 Beeren werden neu erstrahlen. Die Renovierung der denkmalgeschützten Fassade, des Glasdaches sowie die Modernisierung der Ausstellungsräume sind ebenfalls geplant. Auch ein barrierefreier Zugang zum berühmten Beethovenfries von Gustav Klimt im Keller, der jährlich laut Kempinger 100.000 Besucher anzieht, soll entstehen, und sogar das Putzrelief „Die Kranzträgerinnen“von Koloman Moser auf der Rückseite des Secessionsgebäudes, das schon 1908 abgeschlagen wurde, wird rekonstruiert, es soll ausreichend dokumentiert sein.
Der von Joseph Maria Olbrich entworfene Secessionsbau hätte ursprünglich an der Ringstraße stehen sollen, musste dann aber mit der „zweiten Reihe“vorliebnehmen. 1898 wurde er feierlich eröffnet, die nunmehrige Sanierung soll rechtzeitig zum 120-Jahr-Jubiläum abgeschlossen sein. „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“hatte damals die Künstlervereinigung um Gustav Klimt und Koloman Moser als Motto für die Secession gewählt. Klimts Beethovenfries aus dem Jahr 1902 war nach dem Zweiten Weltkrieg der durch die Nazis enteigneten Sammlerfamilie Lederer zurückerstattet worden, die ihn 1973 an den österreichischen Staat verkaufte, der dafür 15 Millionen Schilling lockermachte. Spätere Restitutionsansprüche von Lederers Erbenfamilie wurden abgewiesen, am 6. März 2015 empfahl der Restitutions-Beirat dem damaligen Kanzleramtsminister Josef Ostermayer (SPÖ), auf die Forderung der Erben nicht einzugehen, da der Kaufvertrag zwischen der Republik und den Erben der früheren Eigentümer als rechtens angesehen wurde.