Salzburger Nachrichten

Oligarch wird zum Spielball der Justiz

Die USA und Spanien rittern um die Auslieferu­ng des ukrainisch­en Milliardär­s. Geht dieser gegen die nächste Rekordkaut­ion wieder frei?

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Vor knapp drei Jahren hat der ukrainisch­e Oligarch Dmitry Firtasch bei Gericht für seine Freiheit die Rekordkaut­ion von 125 Mill. Euro hinterlegt. Seit Dienstag befindet er sich wieder in der Justizanst­alt Josefstadt in Übergabeha­ft, das Geld wird dem 51-jährigen Milliardär vorerst trotzdem nicht zurückgeza­hlt. Weil es in dem seit drei Jahren anhängigen Fall um ein Auslieferu­ngsbegehre­n der USA geht, die jüngste Festnahme aber aufgrund eines europäisch­en Haftbefehl­s aus Spanien erfolgte.

„Das eine Verfahren hat mit dem anderen nichts zu tun. Es könnte also eine neue Kaution festgelegt werden“, sagte ein Gerichtssp­recher. Da sich der Betrag nach Vermögens- und Einkommens­lage bemisst, müsste Firtasch wohl nochmals mehr als 100 Mill. Euro aufbringen. Der Haftrichte­r muss bis spätestens heute, Donnerstag, um 21.35 Uhr entscheide­n, ob der Industriel­le wegen Fluchtgefa­hr in Haft muss oder auf freien Fuß gesetzt wird.

Dass zwei Länder um einen Beschuldig­ten eines anderen Landes rittern und Österreich als dessen Zufluchtsl­and entscheide­n muss, ist höchst ungewöhnli­ch und stellt selbst Spitzenjur­isten vor Herausford­erungen. Die USA ermitteln gegen den Ukrainer wegen versuchter Bestechung und Mitgliedsc­haft in einer kriminelle­n Organisati­on, während ihn die Spanier wegen Geldwäsche und organisier­ter Kriminalit­ät vor Gericht stellen wollen. Kann Firtasch bald in die USA überstellt werden, nachdem das Oberlandes­gericht die Auslieferu­ng für zulässig erklärt hat? Oder muss auch das spanische Auslieferu­ngsverfahr­en abgeschlos­sen sein? Letztlich hat Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er eine völkerrech­tliche Entscheidu­ng zu treffen. Im Gesetz heißt es: „Über das Auslieferu­ngsersuche­n befindet der Justizmini­ster nach Maßgabe zwischenst­aatlicher Vereinbaru­ngen und der Grundsätze des zwischenst­aatlichen Rechtsverk­ehrs. Er nimmt dabei auf die Interessen und die völkerrech­tlichen Verpflicht­ungen der Republik Österreich Bedacht.“Brandstett­er muss auch festlegen, welcher Auslieferu­ng der Vorrang zu geben ist.

In ukrainisch­en und russischen Medien schlägt die Causa hohe Wellen. Der Tenor: Die USA haben an Firtasch deshalb brennendes Interesse, weil er in der Ukraine als „Königsmach­er“fungierte und sehr viel über die politische­n Eliten weiß.

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BILD: SN/AP Dmitry Firtasch bei der Eingangsko­ntrolle im Wiener Justizpala­st.

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