Meer wird zur Müllhalde für Plastik
Schwere Folgen für Gesundheit der Menschen und Artenvielfalt drohen.
Winzige Plastikpartikel etwa aus synthetischer Kleidung und Autoreifen verschmutzen die Meere nach einer neuen Studie in bislang nicht bekanntem Ausmaß. Sie sind unter fünf Millimeter groß und reiben sich beim Waschen oder Autofahren permanent ab. Irgendwann landen sie über Abwasser, Wind oder Regenwasser im Meer, wie die Weltnaturschutzunion (IUCN) am Mittwoch berichtet. Insgesamt gelangten nach Schätzungen jedes Jahr weltweit 9,5 Millionen Tonnen Plastik ins Meer. Bis zu 31 Prozent davon seien winzige Partikel.
„Tägliche Aktivitäten wie Kleidungwaschen und Autofahren tragen erheblich zu der Verschmutzung bei, die unsere Ozeane erstickt“, sagte IUCN-Generaldirektorin Inger Andersen. „Das könnte katastrophale Folgen für die große Artenvielfalt der Meere und für die Gesundheit der Menschen haben.“Plastikpartikel stammten auch aus Fahrbahnmarkierungen, Kosmetika und Kunststoffverpackungen. Die Auswirkung der winzigen Plastikteile auf sensible Ökosysteme wie die Arktis sei noch unerforscht. Dort könnten sie Einfluss auf Eisbildung und -schmelzen haben. Forscher der Universität Gent in Belgien wiesen solche Mikroplastikstückchen in Meerestiefen bis zu 5000 Metern nach. Sie fanden Plastikpartikel aber auch in Muscheln in der Nordsee. „Wer eine Mahlzeit mit 300 Gramm Muscheln einnimmt, schluckt auch 300 Plastikpartikel“, berichtete Colin Janssen.
Die IUCN appelliert an Firmen, Kleidung und Reifen so zu konstruieren, dass sie weniger Plastikpartikel verlieren. Verschiedene Länder wollen Mikroplastik in Kosmetikartikeln verbieten.