„Damen-Skispringen hat sich rasant entwickelt“
ÖSV-Damentrainer Andreas Felder über WM-Chancen und eine Ausnahmeathletin.
Die WM-Generalprobe in Pyeongchang fand ohne Österreichs Skisprung-Damen statt, sie holten sich stattdessen beim Training daheim in Seefeld den Feinschliff für die Titelkämpfe in Lahti. Mit Daniela Iraschko-Stolz (ST), Jacqueline Seifriedsberger (OÖ) und Chiara Hölzl (S) nimmt ÖSV-Trainer Andreas Felder erwartungsgemäß die drei konstanten Springerinnen mit zur nordischen WM.
Der WM-Einzelbewerb geht morgen, Freitag (16.30 Uhr), in Szene. Zuvor noch stand Felder, selbst zweifacher Skisprung-Weltmeister, den SN Rede und Antwort. SN: Sie haben nur ein Trio für die WM nominiert. Warum? Felder: Dani Iraschko-Stolz, Jacqi Seifriedsberger und Chiara Hölzl haben sich durch ihre Weltcupergebnisse von selbst aufgestellt. Wir hätten gern noch der einen oder anderen Jüngeren eine Chance gegeben, aber dazu hätte es schon einen Top-15-Platz gebraucht. Die meisten waren davon zu weit weg. Und Eva Pinkelnig hat ihre Saison nach zwei Stürzen leider schon vorzeitig beendet. SN: Aber auch Ihr WM-Trio hatte diese Saison mit Verletzungen zu kämpfen. Sind die körperlichen Belastungen im Damen-Skispringen zu hoch? Nein, das glaube ich nicht. Uns hat es heuer einfach gefuchst: Dani zum Beispiel ist die gesamte Vorbereitung mit einem Knorpelschaden ausgefallen. Sie musste drei Monate pausieren, konnte nur Physiotherapie machen. Chiara hatte vor dem Saisonstart eine Meniskus-Arthroskopie und Jacqi Seifriedsberger kämpft mit unterschiedlichen, kleineren Verletzungen. SN: Wie beurteilen Sie generell die Entwicklung im DamenSkispringen? Das Niveau hat sich extrem entwickelt. Früher gab es nur ein paar Auserlesene, die ins Fliegen gekommen sind, während die anderen gekämpft haben, überhaupt die Schanze runterzukommen. Jetzt ist die Dichte sehr viel größer. SN: Mit der Japanerin Sara Takanashi, inzwischen 53-fache Weltcupsiegerin, gibt es dennoch meist dasselbe Siegergesicht im Damenzirkus. Sie ist eine Ausnahme-Skispringerin, wie Gregor Schlierenzauer oder Matti Nykänen bei den Männern. Ihre Dominanz täuscht ein bisschen darüber hinweg, dass es dahinter extrem eng hergeht. SN: In der öffentlichen Wahrnehmung hinken die Damen den Herren aber nach wie vor hinterher. Warum? Es ist schade, dass man die Weltcupspringen der Mädels meistens nur in irgendwelchen Spartensendern sieht. Aber es wird besser, speziell auch durch den Mixed-Bewerb mit den Männern, der ja auch bei der WM ausgetragen wird. SN: In Japan haben die Frauen höhere Einschaltquoten als die Männer . . . Der Stellenwert des Damen-Skispringens ist in Japan gewaltig. Das hat vor allem mit Takanashi zu tun. Sie ist in ihrem Land ein echter Star, eine Topathletin, die körperlich ideale Voraussetzungen mitbringt, mit sehr viel Konsequenz trainiert und einfach eine „wilde Henn“ist. SN: Was erwarten Sie von Ihren Athletinnen bei der WM? Eine Medaille ist möglich, aber es wird ein sehr harter Kampf für uns. Wir waren in dieser Saison schon auf dem Stockerl, das heißt: Wir haben es drauf. Dani Iraschko-Stolz hat ihre Technik noch einmal angepasst und springt so eine WM mit sehr viel Routine. Auch Chiara (Hölzl, Anm.) traue ich einiges zu.