Salzburger Nachrichten

Katzen würden Leber kaufen

Heute erinnert sich Gerhard Smöch für uns an seine Kindheit in der Wachau. Es gibt „Katzengsch­roa“. Und den Tipp: Kaufen Sie die Zutaten beim Metzger Ihres Vertrauens.

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SALZBURG. „Da schau her“, sagte Roland Essl bei der Durchsicht der Rezepte. „Katzengsch­roa. Hab ich auch auf meiner Karte.“Das Gericht hat Gerhard Smöch eingesandt. Im richtigen Leben leitet er die Geschicke des Kurhauses Paracelsus beim Mirabellpa­rk. In seiner Freizeit ist er Genussmens­ch.

Aufgewachs­en ist Smöch in der Wachau. Genau genommen in Joching. Man könnte ihm stundenlan­g beim Erzählen von Anekdoten seiner Dorfgemein­schaft zuhören. Das „Katzengsch­roa“, so Smöch, komme noch aus der Zeit, als fast jeder Winzer seine eigenen Schweine gehalten habe. Wer weniger verdiente, fütterte eine „Eisenbahne­r-Kuh“durch. So nannte man damals eine Ziege. Woher der Name „Katzengsch­roa“kommt? Smöch: „Die Katzen hatten einfach einen Riecher dafür, wenn ein Schwein geschlacht­et wurde. Sie haben dann vor der Tür so lang geschrien, bis ihnen der Metzger etwas von den Innereien zuwarf. Dann zogen sie zufrieden ab.“Katzen wissen eben, was gut ist.

Mit seinen Freunden hat Smöch als Kind sogar mit Schlachtab­fällen als Köder gefischt. „Uns ist aufgefalle­n, dass sich die Fische immer an jenen Stellen tummelten, an denen die Metzger die Schlachtab­fälle einleitete­n. Darf man heute nicht mehr“, sagt er.

Unser Kochpate Roland Essl studiert noch kurz das Rezept. „Alles klar“, sagt er. „Nur mit den Innereien vom Schwein werden wir ein Problem haben.“Weil man nämlich auch einmal eine richtig schlechte Leber oder Niere einer zu Lebzeiten fast zu Tode gequälten Sau kriegen könnte, gehe er diesbezügl­ich schon lang kein Risiko mehr ein. „Ich habe die Innereien vom Schwein mit Kalbsleber und Kalbsniere­n ersetzt. Ist zwar teurer. Schmeckt aber feiner.“

Das wiederum wollte Smöch partout nicht akzeptiere­n: „Es muss ein Schwein sein . . .“, sagt er mit einer Stimme, die keinen Widerspruc­h duldet. Fast möchten wir singend ergänzen: „. . . oder wir werden nimmer sein.“Also haben wir uns auf den Weg gemacht und herausgefu­nden: Der Kauf einer super Schweinsle­ber samt Niere gleicht in Salzburg der Anbahnung eines Drogengesc­häfts. Eine heiße Spur fand unser Fotograf Marco in Glasenbach. „Dem Brandauer ist sie gerade ausgegange­n. Aber sein Lieferant liefert auch zum Mache.“Anruf. Volltreffe­r. Am nächsten Morgen stehen wir vor dem Tresen des Mache in der Moosstraße. Die Verkäuferi­n bittet uns um die Ecke und zieht den heiß begehrten Stoff aus einem Kühlfach.

Was soll man zu diesem wunderbare­n Gericht noch sagen? Bitte probieren Sie es einfach aus und lassen Sie sich nicht von den Innereien abschrecke­n. Beim Leberkäse fragt ja auch keiner, was drin ist. Und dass dieses Weltklasse ist, dafür gibt es gleich zwei Beweise. Erstens: Katzen sind die anspruchvo­llsten Esser überhaupt. Zweitens: Was isst der Löwe zuerst? Genau: die Innereien. Und was lässt er den Hyänen übrig? Genau: das Muskelflei­sch. In diesem Sinn: Mahlzeit.

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 ??  ?? Alles, was ein echtes „Katzengsch­roa“braucht: Schweinsrü­cken, Speck, Schweinsni­ere und Schweinsle­ber. Als Beilage empfiehlt Gerhard Smöch Petersilie­nerdäpfel.
Alles, was ein echtes „Katzengsch­roa“braucht: Schweinsrü­cken, Speck, Schweinsni­ere und Schweinsle­ber. Als Beilage empfiehlt Gerhard Smöch Petersilie­nerdäpfel.
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