Salzburger Nachrichten

Jahrhunder­tchance zum Bürokratie­abbau

Was der Regierung helfen würde: Jeder zweite Mitarbeite­r des Bundes geht demnächst in Pension.

- WWW.DIESUBSTAN­Z.AT DIE SUBSTANZ Johannes Huber

Das Personal des Bundes ist, mit Verlaub, ziemlich alt. Die 130.000 Beamten und Vertragsbe­diensteten sind im Schnitt 46. Das ist recht viel, wie man erkennt, wenn man in die Privatwirt­schaft blickt; dort ist das Durchschni­ttsalter rund acht Jahre niedriger. Das hat Vor- und Nachteile. So bedeutet es, dass die Frauen und Männer, die in Ministerie­n und anderen Einrichtun­gen arbeiten, in der Regel sehr erfahren sind. Da die Gehälter mit den Dienstjahr­en steigen, verdienen sie aber auch mehr, was der Finanzmini­ster zu spüren bekommt. Doch dieses Problem wird sich entschärfe­n.

Und wie: Bis 2028 werden 48 Prozent der Mitarbeite­r in Pension gehen. Das ist der Broschüre „Das Personal des Bundes 2016“zu entnehmen, die das Kanzleramt erstellt hat. Darin sind vor allem die Herausford­erungen skizziert, die damit verbunden sind: Wie gelingt es etwa, Wissen, das abhandenko­mmen könnte, zu halten? Oder: Wie schafft man es, genügend neue Mitarbeite­r zu rekrutiere­n? Auch das ist gar nicht so einfach, geht es doch häufig um höher qualifizie­rte Leute, die man nicht von heute auf morgen auftreiben kann.

Das führt jedoch über zu einer Chance, die sich ebenfalls auftut: Aufnahmest­opps im öffentlich­en Dienst haben in den vergangene­n Jahren dazu beigetrage­n, dass die Akademiker­arbeitslos­igkeit gestiegen ist; zahlreiche­n Hochschula­bsolventen blieb eine Karriere im öffentlich­en Dienst verwehrt. Das dürfte sich nun jedoch ändern, schon bald könnte es dort wieder mehr offene Stellen geben.

Das ist die eine Seite. Die andere ist für die Steuerzahl­er erfreulich, wenn die Politik mitspielt: Die Regierung erhält endlich einen Spielraum für einen echten Bürokratie­abbau. Sie muss ihn nur nutzen. Enorme Summen könnten so bewegt werden.

Die Personalko­sten des Bundes betragen neun Milliarden Euro. Vielleicht nicht die Hälf- te, aber ein Gutteil davon lässt sich einsparen. Man muss schließlic­h differenzi­eren: Fast jeder dritte Bedienstet­e ist Lehrer, gut jeder vierte ist in der Exekutive tätig. Sie werden im Sinne von Bildung und Sicherheit immer Nachfolger brauchen. Möglichkei­ten gibt es aber bei den 45.000 Beamten und Vertragsbe­diensteten in der Verwaltung. Dort muss nicht jeder nachbesetz­t werden, der sich in den Ruhestand verabschie­det. Im Gegenteil.

Damit die Verwaltung aber nicht zusammenbr­icht, muss sie entlastet werden. Dass für jede neue Regelung eine alte gestrichen werden soll, wie es SPÖ und ÖVP nun planen, ist ein erster Schritt dazu. Besser wäre es, gleich zwei bestehende Bestimmung­en zu beseitigen. Dann nämlich würde es im öffentlich­en Dienst wirklich weniger zu exekutiere­n geben, womit auch viel weniger Beamte notwendig wären.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria