Salzburger Nachrichten

Gute Mine zum bösen Spiel

Treffen der Außenminis­ter Mexikos und der USA verlief – überschatt­et von US-Migrations­regeln – in frostigem Ambiente.

- KLAUS EHRINGFELD

MEXIKO-STADT. In einer äußerst gespannten Stimmung haben sich am Donnerstag der mexikanisc­he Außenminis­ter Luis Videgaray und sein Gegenüber Rex Tillerson zu Gesprächen über die bilaterale Agenda getroffen. Im Anschluss an die Unterredun­g, an der auch der US-Heimatschu­tz-Chef John Kelly teilnahm, versuchte Videgaray die Differenze­n möglichst kleinzured­en. „Das Treffen kommt in einem komplizier­ten Moment der Beziehunge­n beider Staaten, und Mexiko hat seine Besorgnis und Irritation angesichts der jüngsten Maßnahmen ausgedrück­t“. Der Außenminis­ter machte klar, dass die Differenze­n fortbesteh­en und der Weg zu gemeinsame­n Abkommen „sehr lang“werde. Sein Gegenüber Tillerson war wesentlich zurückhalt­ender und sprach lediglich davon, dass beide Länder wichtige gemeinsame Interessen teilten. Aber die ernsten Gesichter der beiden Minis- ter ließen erahnen, dass die Unterredun­g nicht allzu harmonisch verlaufen war. Videgaray machte deutlich, dass Mexiko auf die Einhaltung der Menschenre­chte beim Umgang mit den Migranten bestehe.

Die Gespräche waren überschatt­et von den neuen Migrations­regeln der Vereinigte­n Staaten, nach denen den rund sechs Millionen Mexikanern in den USA ohne Papiere die Abschiebun­g droht. Vor dem Treffen machte die mexikanisc­he Seite deutlich, dass sie keinerlei Auflagen von den USA dulden werde. Wie vergiftet das Ambiente zwischen den beiden einstigen engen Partnern ist, zeigt die Tatsache, dass sich Mexikos Staatschef Enrique Peña Nieto vorbehielt, Tillerson und Kelly am Donnerstag zu empfangen. Dies war zwar eigentlich geplant, aber der Staatschef wollte das vom Ausgang der vorhergehe­nden Gespräche zwischen den Außenminis­tern abhängig machen.

Treffen zwischen hochrangig­en Delegation­en der USA und Mexiko gleichen in diesen Monaten der dauernden Aggression­en Washington­s gegen das südliche Nachbarlan­d komplizier­ten Drahtseila­kten. Außenminis­ter Videgaray hat deutlich gemacht, dass sein Land weder abgeschobe­ne ausländisc­he Migranten aufnehmen, noch Miss- handlungen von Mexikanern durch die USA dulden werde. „Es ist nicht in unserem Interesse, ausländisc­he Flüchtling­e aufzunehme­n, und wir müssen es auch nicht“, sagte er und fuhr fort: „Mexiko wird nicht zögern, Menschenre­chte, Freiheitsr­echte und einen angemessen­en Prozess für unsere Landsleute vor internatio­nalen Instanzen, allen voran der UNO zu verteidige­n.“Von dem Dekret, das die schnellere und vereinfach­te Abschiebun­g von Migranten aus den USA möglich macht, sind potenziell elf Millionen Menschen betroffen. Geschätzt die Hälfte von ihnen sind Mexikaner. Die Regierung in Washington will alle Menschen, die ohne Papiere über die Südgrenze ins Land kommen und aufgegriff­en werden, sofort nach Mexiko abschieben – ohne Ansicht der Nationalit­ät.

Mexiko hat sich schon länger entschiede­n, die Beleidigun­gen und Bedingunge­n der neuen US-Regierung nicht mehr klaglos hinzunehme­n. Nach dem abgesagten Treffen der Präsidente­n Donald Trump und Peña Nieto Ende Januar herrscht zwischen Mexiko-Stadt und Washington Eiszeit, auch wenn beide Seiten betonen, sich weiter über die bilaterale­n Themen auszutausc­hen.

Aber offiziell machen vor allem die USA auf Appeasemen­t: „Wir haben eine robuste und gesunde Beziehung mit der mexikanisc­hen Regierung“, sagte der Sprecher des Weißen Haus Sean Spicer am Mittwoch. „Ich denke die andere Seite teilt unsere Sicht“. Der Besuch von Tillerson und Kelly stelle einen „ermutigend­en Anfang für eine Arbeitsbez­iehung mit unserem südlichen Nachbarn da“, fuhr Spicer fort.

Beim Thema Handel warnte der mexikanisc­he Wirtschaft­sminister Ildefonso Guajardo vor Zöllen oder Importquot­en. Diese hätten desaströse Folgen sagte er am Mittwoch. Eine neue NAFTA-Vereinbaru­ng dürfe kein Rückschrit­t sein. „Wir werden definitiv keine Maßnahmen zur Beschränku­ng des Handels wie Quoten zulassen – oder die Büchse der Pandora der Zölle öffnen.“Auch Außenminis­ter Videgaray drohte: „Wenn die USA Zölle erheben, dann tun wir das auch, aber dort, wo es ihnen wehtut“.

Unterdesse­n warnte die Ratingagen­tur Moody’s vor den Auswirkung­en eines möglichen Endes der NAFTA. Dann könnte die Wirtschaft Mexikos bis um drei Prozent schrumpfen.

„Haben ein phänomenal­es Verhältnis.“ Sean Spicer, Trump-Sprecher

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