Der Chiemseehof wird autofrei und ein öffentlicher Platz
Das kündigt der Landeshauptmann an. Der Bürgermeister der Stadt will dem Beispiel folgen – und die Autos aus dem Schloss verbannen.
SALZBURG-STADT. Rund 50 Autos parken Tag für Tag im Innenhof des Salzburger Chiemseehofs. Doch demnächst ist für die meisten deren Besitzer – Politiker, Beamte und Mitarbeiter – Schluss mit dem praktischen Stellplatz in der Altstadt. Der Chiemseehof, Sitz der Landesregierung und des Landtags, soll autofrei werden. „Der Innenhof ist einer der schönsten Höfe der Stadt“, sagt Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP). „Es bedeutet einen echten Verlust an Ästhetik, wenn der Blechsalat da drin steht.“
Im April muss der „Blechsalat“ohnedies raus. Der Chiemseehof, vor allem der Trakt des Landtags, muss umfassend saniert werden. Die Baumaschinen fahren im Innenhof auf, da ist für die Autos kein Platz mehr. Diesen Umstand will Haslauer nutzen, um den Hof dauerhaft von den parkenden Autos zu befreien. Im Früh- jahr 2019 soll die Sanierung abgeschlossen sein. „Für die Zeit danach wünsche ich mir, dass wir den Hof des Chiemseehofs tagsüber für alle Salzburger und Besucher öffnen“, sagt er. Es werde geprüft werden, ob in der Mitte des gepflasterten und gegliederten Platzes eine zeitgenössische Skulptur aufgestellt werden könne. Ansonsten aber solle der Platz frei bleiben – auch um einen direkten Durchgang zwischen Chiemseegasse und Pfeifergasse zu schaffen. Bis dahin werde auch das Gebäude des Landesgerichts fertig saniert sein – ebenfalls mit einem dann frei zugänglichen Innenhof. Beide autofreien Höfe würden zu einer deutlichen „Aufwertung des Kaiviertels“führen, meint Haslauer. Wo parken dann die Autos? Die Dienstfahrzeuge des Landeshauptmanns und der Landtagspräsidentin werden künftig im Berchtesgadener Hof in der Kaigasse abgestellt. Dort befindet sich schon jetzt eine Garage der Landesregierung. Für die Landtagsabgeordneten soll es ein Übereinkommen mit dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder über Stellplätze in deren Garage geben. Und die Mitarbeiter bekommen – so wie bisher auch – Parkplätze des Landes an anderer Stelle zugewiesen, aber nur, falls sie diese wegen weiter Anreise überhaupt brauchen.
Die Verbannung der Autos aus dem Chiemseehof ist Wasser auf die Mühlen von Bernhard Carl. Der Gemeinderat der Bürgerliste fordert seit Langem einen autofreien Innenhof des Schlosses Mirabell, in dem Stadtregierung und Magistrat ihren Sitz haben.
„ Wenn das Land das macht, werden wir nicht nachstehen.“
Seit 30 Jahren wird darüber debattiert. Die Autos stehen immer noch im Hof. Carl wollte mehrfach wissen, nach welchen Kriterien die Parkplätze an Magistratsmitarbeiter vergeben werden. Er habe dabei aber wenig Erfolg gehabt, erinnert er sich: „Der Bürgermeister
war nicht gerade die Transparenz selbst.“
Jetzt aber überrascht Heinz Schaden (SPÖ) mit der Ansage: „Wenn das Land den Chiemseehof autofrei macht, werden wir nicht nachstehen können. Wir werden wahrscheinlich das Gleiche tun.“Derzeit sei die Stadt dabei, sich nach Ersatzparkplätzen umzuschauen. Wo diese sein könnten, will er nicht verraten. Nur so viel: Die Mirabellgarage komme, weil kostenpflichtig, nicht infrage.
Derzeit sind im Schlosshof 58 Parkplätze markiert, davon zwei als Behindertenstellplätze. Insgesamt haben 72 Leute Parkberechtigungen. Es sind Mitarbeiter, die im Schloss, in den Faberhäusern und im Kiesel tätig sind. Parkberechtigungen für den Schlosshof haben auch 30 der 40 Gemeinderäte. Die Bürgerliste verzichtet aufs Recht zu parken.