Die sagenhafte Toleranz der Islamischen Glaubensgemeinschaft
Europas Frauen haben das Kopftuch längst abgelegt. Nur wer sehr von gestern ist, wärmt das Thema jetzt wieder auf.
Schön langsam muss einem das Thema schwer auf die Nerven gehen. Gerade hatten wir die Debatte um ein Kopftuchverbot im sogenannten öffentlichen Raum, in Behörden und Schulen, da legt die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) ein paar Scheiter nach in dieses politische Feuerchen. Sie spricht von einem Kopftuchgebot für alle Moslems weiblichen Geschlechts ab dem Eintreten der Pubertät.
Wenn die Glaubensgemeinschaft keine anderen Probleme hat, dann möge sie dieses Problemchen doch bitte so intern und diskret wie möglich besprechen. Eine Stellungnahme der Gemeinschaft zur „Stellung der Verhüllung im Islam“auf der Website der Organisation ist nicht intern und nicht diskret. Noch dazu, wenn die Stellungnahme gleich noch eine Klarstellung braucht, weil die Gemeinschaft sich missverstanden fühlt. Doch auch die Klarstellung ist eher ein Ärgernis. Denn dort erklärt der IGGÖ-Präsident, dass ja in der Stellungnahme zwar das Kopftuch und alles drum herum ein religiöses Gebot sei, ausdrücklich werde dort aber davon abgeraten, auch das Gesicht zu verhüllen. Und darüber soll man sich freuen? Es ist noch gar nicht so lange her, dass auch in Österreich „anständige Frauen“nicht ohne Kopftuch aus dem Haus gingen. Noch Ende der 60er-Jahre des vorigen Jahrhunderts haben Lehrerinnen in Salzburg Mädchen als „Huren“beschimpft, wenn sie Jeans trugen oder der Rock oberhalb der Knie endete. Derartigen Unsinn hat die Gesellschaft in Österreich längst abgelegt. Niemand käme heute mehr auf die Idee, Mädchen solche Vorschriften zu machen – außer der IGGÖ.
Man möchte sich fragen, was islamische Gelehrte und Funktionäre dazu treibt, sich selbst so sehr im Weg zu stehen und das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Glaubensbekenntnisse in Österreich durch derlei „Erlässe“zu erschweren. Wenn das Kopftuch eine religiöse Pflicht ist, was heißt das für alle jene Frauen, die kein Kopftuch tragen (ob Muslima oder nicht)? Da ja der Islam, wie jede andere Religion auch, den Alleinvertretungsanspruch auf die Direktleitung zu einem Gott beansprucht, verdienen dann Frauen ohne Kopftuch, also ohne die „richtige“Bekleidung, weniger Respekt?
„Stellungnahme“und „Klarstellung“sind nicht hilfreich bei dem Versuch, das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kultur in einem Land zu erleichtern. Ein Kleidungsstück zum Gegenstand einer religiösen Vorschrift zu machen dient niemandem.
Und eine letzte Frage: Warum bemüht sich die IGGÖ so sehr, den Xenophoben von der FPÖ als Wahlkampfhelfer zu dienen?