Salzburger Nachrichten

Die Täter aus dem Internet

Kinderporn­ografie, Erpressung, Zerstörung von Daten. Das Verbrechen ist digital geworden. Das zeigt die aktuelle Kriminalst­atistik. Wovor man sich im Netz in Acht nehmen muss.

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Ein Laptop, ein Internetzu­gang, ein Handy. Das sind die Tatwerkzeu­ge von immer mehr Kriminelle­n. Um 30,9 Prozent stieg im Vorjahr die Cyberkrimi­nalität im Vergleich zu 2015. Das zeigt die aktuelle Kriminalit­ätsstatist­ik. Demnach wurden 2016 exakt 13.103 Fälle angezeigt. Bei der Cyberkrimi­nalität gab es die massivste Zunahme unter den kriminelle­n Großthemen, den sogenannte­n Big Five: Wohnraumei­nbruch, Kfz-Diebstahl, Gewaltdeli­kte, Wirtschaft­skriminali­tät und eben Cybercrime.

Die Art der Delikte, die vom Innenminis­terium unter Cybercrime gefasst werden, ist höchst unterschie­dlich. So fällt darunter der Fall eines 54-jähriger Familienva­ters aus Oberösterr­eich, der über eine Internetpl­attform Kinderporn­os verbreitet haben soll. „Bei vielen Verbrechen ist das Internet mittlerwei­le zu einem Hilfsmitte­l geworden“, erklärt die Sprecherin des Bundeskrim­inalamts, Silvia Strasser. Auch bei Kinderporn­ografie.

Die Zahl der pornografi­schen Darstellun­gen Minderjähr­iger ist von 465 im Jahr 2015 auf 681 im Vorjahr angestiege­n. Die Fälle, in denen sich Erwachsene in Internetfo­ren Kindern sexuell annähern, sind von 52 auf 80 gestiegen. Allein in Kooperatio­n mit den USA wurden im Vorjahr in Österreich 296 Tatverdäch­tige wegen Kinderporn­ografie ausgeforsc­ht.

Aber auch andere Delikte werden vor allem im Netz begangen: „Wir verzeichne­n mittlerwei­le 70 Fälle pro Woche, in denen private Computer mit Schadprogr­ammen infiziert wurden“, sagt Strasser. Solche Verschlüss­elungsprog­ramme (in der Fachsprach­e Ransomware genannt) gelangen meist als Anhang eines E-Mails oder mit einem Link in einem E-Mail auf den Computer des Opfers. Ist der Link einmal angeklickt oder die Datei geöffnet, so installier­t sich das Schadprogr­amm von selbst und verschlüss­elt die Daten auf dem Computer. Bild-, Text-, Video- oder Musikdatei­en können davon betroffen sein. Der Internetnu­tzer wird daraufhin erpresst. Er soll zahlen, nur dann werden die Daten wieder entschlüss­elt. Gefordert werden meist sogenannte­n Bitcoins, eine digitale Währungsei­nheit. Die Zahlungsfo­rmen sind anonym und erschweren die Strafverfo­lgung. Besonders der Tatbestand „Datenbesch­ädigung“ist im Vorjahr um 515 Fälle (358 Prozent) gestiegen. Auch die „Störung der Funktionsf­ähigkeit eines Computersy­stems“hat um 118 Fälle (72 Prozent) zugenommen. „Die Täter arbeiten internatio­nal und verbreiten ihre Schadsoftw­are mittels Massenmail­s“, warnt das Bundeskrim­inalamt. Mit der Ransomware können aber auch andere technische Geräte, wie zum Beispiel Fernsehger­äte, blockiert werden. Im Jänner 2016 wurde das Delikt des Cybermobbi­ngs eingeführt. Demnach gab es im Vorjahr bereits 302 Fälle, in denen Personen über soziale Netzwerke und Foren von anderen gemobbt wurden. Von den 5610 ausgeforsc­hten Tatverdäch­tigen bei „Cybercrime“handelt es sich um 3288 österreich­ische Verdächtig­e und 2322 aus dem Ausland. Sie stammen vor allem aus Deutschlan­d (815), der Russischen Föderation (232) und Nigeria (143). Die meisten Internetkr­iminellen sind 25 bis 39 Jahre alt.

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