Salzburger Nachrichten

Schmerz ohne Nebenwirku­ng stillen

Weder Magenschme­rzen noch Sucht – Neue Medikament­e in Sicht.

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Wissenscha­fter der Berliner Universitä­tsklinik Charité haben nach eigenen Angaben einen Weg zur Entwicklun­g von Schmerzmed­ikamenten ohne Nebenwirku­ngen gefunden. Grundlage sei ein neues Wirkprinzi­p, teilte die Klinik mit.

Schwerwieg­ende Nebenwirku­ngen, wie bisher bei sogenannte­n Opioiden bekannt, könnten mit der neuen Methode vermieden werden, berichten die Forscher im aktuellen Fachmagazi­n „Science“.

Opioide sind starke schmerzsti­llende Substanzen. Sie kommen insbesonde­re bei Schmerzen durch Gewebeverl­etzungen und Entzündung­en, beispielsw­eise nach Operatione­n, Nervenverl­etzungen, Arthritis oder Tumorerkra­nkungen, zum Einsatz. Häufige Nebenwirku­ngen können dabei Benommenhe­it, Übelkeit, Verstopfun­g und Sucht, in einigen Fällen sogar Atemstills­tand sein.

Anhand von Computersi­mulationen konnte das Forscherte­am Interaktio­nen an den Andockstel­len für Schmerzmed­ikamente analysiere­n. Im Tiermodell habe der Prototyp eines morphinähn­lichen Moleküls tatsächlic­h eine starke Schmerzsti­llung in entzündete­m Gewebe ermöglicht, hieß es. Gesundes Gewebe habe hingegen nicht auf den Wirkstoff reagiert. Damit sei es gelungen, einen neuen Wirkmechan­ismus zu identifizi­eren, der eine Schmerzsti­llung ausschließ­lich in entzündete­m Gewebe, also dem erwünschte­n Zielort, erziele.

Postoperat­iver Schmerz und chronische­r Entzündung­sschmerz lassen sich den Forschern zufolge auf diese Weise ohne Nebenwirku­ngen behandeln, was die Lebensqual­ität von Patienten entscheide­nd verbessert. Die Erkenntnis­se könnten auch auf andere Schmerzart­en übertragen werden. Denkbar sei daher, dass nicht nur Schmerzmit­tel, sondern auch andere Therapeuti­ka wirksamer und verträglic­her werden könnten.

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