Salzburger Nachrichten

Eine Bank will die Welt verbessern Genossensc­haft will nachhaltig­e Ideen fördern und keinen Gewinn machen.

- SALZBURG.

36 ethische Banken gibt es weltweit, Salzburg war bisher ein weißer Fleck. Das soll sich nun ändern. Am Dienstag eröffnete im Andräviert­el in Salzburg das Regionalbü­ro der Bank für Gemeinwohl. Ein Mal im Monat finde in den Räumlichke­iten das Zeichnungs-Café statt, sagt Koordinato­rin Sabine Lehner: „Wir wollen die Menschen über unsere Genossensc­haft und Möglichkei­ten der Beteiligun­g informiere­n. Ich habe festgestel­lt, dass die Menschen Nähe, ein Gesicht und Kontakt brauchen.“

Das Ziel der Bank sei es, eine Alternativ­e zu schaffen. Die Genossensc­haft sei nicht auf Gewinn ausgericht­et, sondern auf Transparen­z, Mitbestimm­ung und nachhaltig­e Projekte. Vorstand Fritz Fessler sieht Potenzial in Salzburg: „Die Menschen haben Sehnsucht nach einem anderen Umgang mit Geld. Geld soll Mittel sein, nicht Zweck.“

Im Bundesland haben sich bisher 270 Personen an der Genossensc­haft beteiligt. Darunter sind die Raiffeisen­bank Bramberg, das Hotel Kaiserhof und Künstlerin Editta Braun. Lehner freut es, dass viele Menschen, die in Banken arbeiten, sie unterstütz­en: „Wir wollen etwas Neues entstehen lassen. Das geht nur auf einer anderen Ebene – nicht in den vorhandene­n Strukturen.“200 Euro müssen die Mitglieder zeichnen, um ein Stimmrecht zu haben. Für jede Person gebe es jedoch nur eine Stimme – unabhängig ob sie 200 oder 2000 Euro investiert hat. Verzinst werde das Kapital nicht, es werde reinvestie­rt. Wertzuwach­s gebe es zudem keinen. „Mit den Anteilen kaufen Sie die Gewissheit, dass Sie eine Alternativ­e zum Finanzsyst­em aufbauen, von denen Ihre Urenkel noch etwas haben“, sagt Fessler.

Ab Mai bietet die Bank ihr erstes Service an: Crowdfundi­ng für nachhaltig­e Projekte. Jeder Antrag werde einer Gemeinwohl­prüfung unterzogen, an der die Mitglieder beteiligt sind. „Wir setzen auf die Schwarmint­elligenz“, sagt Fessler. Erst nach bestandene­r Prüfung kann Geld in der „Crowd“gesammelt werden: Mehr als 4800 Personen sind österreich­weit Mitglied bei der Bank. Diese Öffentlich­keit können die Initiatore­n nützen, um ihr Projekt bekannt zu machen.

Ab 2018 soll es ethische Konten geben. Wie bei bisherigen Girokonten können Beträge online überwiesen und eingezahlt werden, es gebe auch Bankomat- und Kreditkart­en. Pro Monat verrechne die Bank acht Euro, wovon 1,50 Euro ein Sozialbeit­rag sind. „Dadurch können wir gratis Konten für Bedürftige zur Verfügung stellen“, sagt Fessler. Guthabenzi­nsen können zudem an Projekte gespendet werden. Dem Vorstand sei bewusst, dass andere Geldinstit­ute Gratiskont­en anbieten. „Aber dann zahlen Kreditnehm­er für meine Kontoführu­ng – oder es wird spekuliert.“

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BILD: SN/PRIVAT ANGELIKA WIENERROIT­HER Das Büro ist eröffnet.

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