Die Kunst macht Salzburg europäisch
Hätten eine Tirolerin, ein Steirer und eine Salzburgerin gestern, Freitag, die Gemälde in der Salzburger Residenz betrachtet, hätten sie sagen können: „Das gehört alles uns!“Wenn die drei heute, Samstag, die Prunkräume besichtigen, werden alle Preziosen unverändert sein. Aber nur die Salzburgerin kann sich so brüsten. Die anderen müssten feststellen: „Aha, das gehört jetzt euch.“
Denn viele Gemälde sind quasi über Nacht von Bundesin Landeseigentum gewechselt, ohne dass Geld oder Kunst bewegt worden wären. Obwohl man’s nicht sieht, ist da Epochales gelungen: Salzburg wurde ein wenig von seiner europäischen Dimension restituiert.
Zwar sind die 186 übertragenen Gegenstände ein Klacks im Vergleich zu jenen Beständen des einstigen Fürsterzbistums, die nach dessen militärischem, politischem und ökonomischem Bankrott ab Anfang des 19. Jahrhunderts von neuen Regenten fortgebracht wurden. Vieles ist nun rechtmäßiges und gut gepflegtes Eigentum von Kunsthistorischem Museum und Belvedere. Dass diese zugunsten Salzburgs auf einiges verzichten, ist eine großzügige, freundschaftliche Geste.
Landeshauptmann Haslauer zieht als Resümee, was eine mutige Ansage birgt: Diese Ergänzung der Sammlungen mache das Domquartier für internationalen Leihverkehr attraktiver und erleichtere das Bestreben, innerhalb der europäischen Museen eine Rolle zu spielen. Europäisch? Leihverkehr? Ui, da hätte das Domquartier viel vor sich, wovon noch wenig in Sicht ist. Ein erster Schritt wäre, dessen Führung um das zu erweitern, was ein Museum mit derart hohem, aus Salzburgs Geschichte ableitbaren Anspruch braucht: eine kuratorisch versierte, international anerkannte wissenschaftliche Leitung. Zudem sind die Budgets so hinaufzuschrauben, dass hier zu erforschende Ausstellungen entstehen, die Geschichte in Bezug zur Moderne und Salzburg in Bezug zu Europa setzen. So könnte das Domquartier werden, wofür die Residenzgalerie einst gegründet worden ist: ein Pendant der bildenden Kunst zu den Salzburger Festspielen.