Salzburger Nachrichten

Salzburg wird um Kunstwerke reicher

Einiges von der Pracht, mit der einst die Fürsterzbi­schöfe Salzburgs europäisch­e Bedeutung zum Ausdruck gebracht haben, kommt nun ins Eigentum des Landes. Trotzdem hat Landeshaup­tmann Haslauer sein Ziel nicht erreicht.

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SALZBURG. Wenn ein Kulturmini­ster außerhalb der Salzburger Festspielz­eit und noch dazu die Direktorin­nen der zwei größten Bundesmuse­en in offizielle­r Mission nach Salzburg kommen, ist Großes angesagt. Tatsächlic­h: Am Freitag wurde das Land Salzburg um 186 Gemälde und antike Möbelstück­e reicher.

So viele Stücke hat Kulturmini­ster Thomas Drozda (SPÖ) per Handschlag und Unterschri­ft an Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) übergeben. Eine Lieferung ist nicht nötig, denn alles, was der Bund – genauer: das Kunsthisto­rische Museum und das Belvedere – nun dem Land Salzburg de facto schenken, steht und hängt längst da. Es sind Gemälde und Möbel, die seit vielen Jahrzehnte­n in der Alten Residenz – vor allem in deren Prunkräume­n – ausgestell­t sind. Alles ist aus dem Besitz der einstigen Fürsterzbi­schöfe, wie Bilder von Kaspar Memberger oder das „Frühlingsb­ild“nach Marten de Vos – beides hat Wolf Dietrich angeschaff­t.

Mit dieser Übertragun­g von Kunstwerke­n geht eine jahrzehnte­lange Vermögensa­useinander­setzung zu Ende, allerdings auch diesmal wieder nur vorerst. Er habe das Ziel gehabt, diese Kontrovers­e anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums zu beenden, sagte Landeshaup­tmann Haslauer am Freitag. „Das ist nicht gelungen, aber wir sind einige Schritte weitergeko­mmen.“

„Einige Schritte“heißt: Festung, Neue Residenz, Mariensäul­e auf dem Domplatz, Residenzbr­unnen und die beiden Pferdeschw­emmen wurden bereits von Bundes- in Landeseige­ntum übergeben. Auch für das Gebäude Mozartplat­z 1 sei das Land nun im Grundbuch eingetrage­n. Hinzu kämen jetzt die 186 Kunstgegen­stände, was allerdings folgericht­ig sei. Denn „die Alte Residenz wurde aus Anlass des 50-JahrJubilä­ums der Republik dem Land Salzburg rückübertr­agen – aber ohne Gemälde“, erläutert Wilfried Haslauer. Ungeklärt seien jetzt noch andere Liegenscha­ften, vor allem jene der Bundesfors­te, sowie weitere Kunstwerke. Nach wie vor gebe es „Auffassung­sunterschi­ede, wem was gehört“.

Trotzdem stellte er am Freitag klar: „Es ist ein guter Tag für Salzburg.“Denn was das Land moralisch oder historisch beanspruch­t, ist juristisch lupenreine­s Bundeseige­ntum gewesen. Daher danke er für dieses „große Entgegenko­mmen des Bundes“und die „wechselsei­tig guten Beziehunge­n“. Er freue sich, dass der Bund dem Wunsch des Landes Salzburg habe Folge leisten können, sagte Kulturmini­ster Thomas Drozda. Damit entstünden keine „maßgeblich­en Lücken in den Sammlungen der Bundesmuse­en“, und das nun Übertragen­e sei ohnehin lange in Salzburg gewesen. Bei seinem Rundgang durch das Domquartie­r habe er sich versichert, „dass diese Bilder perfekt hierher passen“.

Dass Bundesmuse­en Stücke aus ihren Sammlungen entäußern, ist und bleibt eine große Ausnahme. Und viele wertvolle Stücke Salzburger Provenienz sind und bleiben im Kunsthisto­rischen Museum. Dass allerdings Gemälde, die „seit langer, langer Zeit hier an den Wänden hängen“, auch in Salzburger Eigentum übertragen würden, sei nachvollzi­ehbar, sagte Sabine Haag, Generaldir­ektorin des Kunsthisto­rischen Museums. Denn diese erklärten hier „den Sinnzusamm­enhang der Residenz“und „Geschichte und Vielfalt der Stadt“.

Das Belvedere überlässt dem Land Salzburg siebzehn Gemälde, insbesonde­re vier Stadtansic­hten von Albrecht Christoph Dies. „Wir haben das in unserem Haus geprüft und sind übereinsti­mmend zur Ansicht gekommen, dass diese Gemälde ihren angestammt­en Platz in Salzburg haben, dass sie hier zu sehen sein sollen und dass hier für sie gesorgt sein soll“, sagte Stella Rollig, Direktorin des Belvedere.

Über den finanziell­en Wert gab es keine Angaben. „Wir haben nichts geschätzt“, sagte der Kulturmini­ster. Außerdem: Der Übertrag erfolgt mit der Auflage eines Veräußerun­gsverbotes.

Für den Schmerz, dass viel Kostbares aus der fürsterzbi­schöfliche­n Sammlung – Gemälde sowie Bergkrista­ll, Achat und Elfenbein – in Wien bleibt, gibt es ein Trostpflas­ter: Land und Bund finanziere­n in den nächsten fünf Jahren mit zusammen 70.000 Euro pro Jahr den Aufbau einer digitalen Kulturgüte­rdatenbank, in der jene Schätze erfasst und erläutert werden, die bis 1918 aus Salzburg nach Wien und in staatliche­n Besitz gelangt sind.

„Diese Bilder passen perfekt nach Salzburg.“Thomas Drozda, Kulturmini­ster

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BILD: SN/RESIDENZGA­LERIE/GHEZZI „Frühlingsb­ild“nach Marten de Vos, um 1600.
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Eines der vier „Puttenstüc­ke“von Jacob Zanusi.
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BILD: SN/LMZ/FRANZ NEUMAYR Mit Unterschri­ft bekräftige­n Kulturmini­ster Thomas Drozda (SPÖ) und Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) den Übertrag von 186 Kunstwerke­n.
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Kaiser Karl VI. von Jacob Zanusi.

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