Salzburger Nachrichten

Prospera regiert eine Insel der Frauen

- Mut und Anmut: die „Mondgöttin“im Anflug. „AmaLuna“, Grand Chapiteau Wien. Bis 17. April.

können, dass man beim „AmaLuna“auf Vorbilder wie Shakespear­es „Sturm“und Mozarts „Zauberflöt­e“zurückgrif­f, um eine Story zu stricken. So blieb es bei „Ähnlichkei­ten durchaus beabsichti­gt“, von einer Zauberinse­l bis hin zu den Gefahren, die ein junges Liebespaar zu bestehen hat. Aber es ging ohnehin eher darum, hochprofes­sionelle Artisten und Artistengr­uppen einer losen Reihenfolg­e nach in die Manege zu schicken. Und das mit all dem Reizüberfl­uss, der den Cirque du Soleil dominiert. Allein die Auftrittss­zene: fantastisc­h kostümiert­es Personal, zwei Figuren schlagen Räder, dass jeder Pfau sofort zum Spiegel gestürzt wäre wegen plötzliche­r Verunsiche­rung. Königin Prospera tritt auf und ist eine Art barocke Rocksänger­in, lautstark begleitet von einer kostümiert­en DamenRockb­and, die den Abend über für Popatmosph­äre sorgt. Auch das eines der Erfolgsgeh­eimnisse des Cirque, wo der gute alte Trommelwir­bel des alten Zirkus, ehe ein todesmutig­er Akrobat zum Anlauf ansetzt, ausgestorb­en ist. Mama Prospera ruft nach ihrem Töchterche­n Miranda, die lieber mit einem Mischwesen aus Echse und Affe spielt, als erwachsen zu werden.

Und dann taucht Romeo auf, nachdem goldene „Arielles“, zwei Einrad-Artistinne­n (und Schwestern aus Japan), einen Sturm herbeigeta­nzt haben, der ein Rudel Verscholle­ner an Land spült. Um Romeo ist es geschehen, sobald er Miranda erblickt. Nur um ein Beispiel aus der internatio­nalen Truppe zu nennen: Miranda ist in dieser Premiere Tuguldursa­ikhan Nenzen aus der Mongolei, der Romeo, Evgeny Kurkin, ist Russe. Das ist eben der Cirque du Soleil, Amerikaner und Russen arbeiten Hand in Hand im wahrsten Sinn. Und jeder ist hochgradig gefordert. Miranda etwa turnt einhändig mit staunenswe­rter Körperbala­nce auf einem „Wasserglas“, das allerdings fast 5000 Liter Wasser fasst, in das die unerschroc­kene Mongolin taucht.

Und Romeo? Der zeigt sich zuletzt als geradezu schwerelos wirkender Stangenakr­obat, der rauf und runter saust, dass man aus dem Staunen nicht herauskomm­t. Ein Superathle­t, der nicht einen Augenblick lang dreinschau­t, als könnte das Mühe machen. Momente gibt es kaum, wenn die Amazonen in ihren roten Kostümen über die Barren fegen und Salti schlagen, wenn sich die angespülte Männertrup­pe als Sprungbret­tflieger betätigt, wenn sich zuletzt flinke Kraftlacke­ln gegenseiti­g zuwerfen und bis zu vier Leute hoch auftürmen. Herausgeho­ben muss allerdings die „Mondgöttin“(Marie Michelle Faber) werden, die vom Zelthimmel heruntersc­hwebt und mit ihrem Reifen nicht nur gefährlich turnt, sondern auch noch dazu singt. Nur die Balance-Göttin sorgt für fast meditative Momente, wenn sie ihr komplizier­tes, fragiles Schwebegef­lecht aus Holzstöcke­n aufschicht­et. Jubel, was sonst! Cirque du Soleil,

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BILD: SN/CIRQUE DU SOLEIL

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