Österreich punktet mit Sicherheit
Weltweit wird mehr verreist. Österreich schafft es dabei zwei Mal unter die Top 10: Als eines der meistbesuchten und sichersten Länder.
BERLIN. Alljährlich zieht der Tourismus Anfang März im Rahmen der weltgrößten Reisemesse ITB in Berlin Bilanz. Wie in den Vorjahren ist diese von veränderten Reisezielen geprägt, Österreich bleibt dabei im Sommertourismus auf der Gewinnerstraße.
Mit 140,9 Millionen Nächtigungen (+4,2 Prozent) wurde um zwei Jahre früher als geplant die im Regierungsprogramm 2013 beschlossene Vorgabe überschritten. Vor diesem Hintergrund würden sowohl die Obfrau der Sparte Tourismus, Petra Nocker-Schwarzenbacher, als auch die Geschäftsführerin der Österreich Werbung (ÖW), Petra Stolba, schon das Halten der Vorjahreswerte für 2017 als einen Erfolg sehen.
Die Voraussetzungen für ein weiteres starkes Österreich-Jahr sind nach den Erwartungen der internationalen Tourismusforscher jedenfalls gegeben. Wie im langfristigen Vergleich wuchs die Zahl der weltweiten Auslandsreisen auch 2016 um über vier Prozent, für 2017 deuten die bisherigen Zeichen auf die Fortsetzung dieses Trends. IPKChef Rolf Freitag, der den World Travel Monitor erstellt, sieht Asien, das zuletzt um neun Prozent zulegen konnte, etwas geringer wachsen, die anderen Märkte etwas stärker. Europa soll weiterhin um drei Prozent zulegen.
Doch nicht immer treffen die Prognosen auch zu. So hatte Freitag im Vorjahr nur mehr zwei bis drei Prozent Wachstum erwartet. Auch Martin Lohmann, der die deutsche Reiseanalyse verantwortet, hatte das Vorjahr erstaunt: „Erst zum Jahresende zeigte sich, wie stabil das Urlaubsverhalten 2016 entgegen allen Ereignissen war.“Denn anders als erwartet konnte sich die Türkei trotz starker Rückgänge als drittwichtigstes Reiseziel der Deutschen halten. Unterschätzt wurde wohl, dass rund ein Viertel der aus Deutschland in die Türkei Reisenden ethnisch der Türkei verbunden ist. Für 2017 darf nun aber damit gerechnet werden, dass in dieser Wertung Österreich die Türkei überholt, möglicherweise jedoch Griechenland wieder vor Österreich zu liegen kommt.
Dass die politische Situation für das auch in Österreich messbare Desinteresse an Türkei-Reisen verantwortlich ist, ist unbestritten. Laut Peter Zellmann vom Institut für Freizeit- und Tourismusforschung in Wien wollen derzeit nur mehr ein Prozent der Österreicher in die Türkei reisen, im Vorjahr hatten
„Nur 0,000001 Prozent der Reisenden sind persönlich von Terror betroffen.“
das um diese Jahreszeit noch etwa fünf Prozent angegeben.
Dass Österreichs Tourismuswirtschaft automatisch von dieser Situation profitieren könnte, bezweifelt Lohmann aber: „Alle Gewinner des Vorjahrs hätten auch ohne besondere Umstände aufgrund ihrer Produktqualität zugelegt. Selbstläufer gibt es keine“, führte Lohmann in Berlin explizit Österreich als Beispiel an. Die Gewinner 2016 waren zwar zumeist am Mittelmeer zu finden – Griechenland legte um 18 Prozent zu, Spanien um acht Prozent. Neben Österreich konnte aber auch Skandinavien (+14 Prozent) als Reiseziel stark punkten. Wobei in dieser Rechnung neben den Haupturlauben auch Kurzreisen enthalten sind. Gerade in diesem Segment ist Österreich am deutschen Markt so beliebt wie nie. Insgesamt erwartet die Österreich Werbung, dass auch in Deutschland kürzere Reisen die Regel werden, ja die Deutschen zunehmend gar keine längeren Haupturlaubsreisen mehr machen werden. Um zu profitieren, müsse Österreich aber die digitale Transformation als Herausforderung erfolgreich bewältigen: „Eine abgestimmte Förderung wäre notwendig.“
Tragendes Thema blieb auf der ITB der Terror. Je nach Fragestellung sagen 55 bis 97 Prozent der Reisenden, dass ihre Urlaubswahl von Sicherheitsfragen zumindest mitentschieden wird. Bevorzugt wird dabei zu einem „sicheren Reiseziel“gewechselt.
Österreich wird von den Urlaubern unter den zehn sichersten Reisezielen gesehen. IPK-Chef Rolf Freitag betonte, dass statistisch Terror nur ein Gefühl sei. 0,000001 Prozent der Reisenden seien persönlich von Terror betroffen, drei Prozent von schweren Erkrankungen, vier Prozent von Kriminalität. Die Auswirkungen aufs Reiseverhalten seien aber eklatant. 45 Prozent weltweit haben seriöse Terrorängste, das sind um sechs Prozent mehr als vor einem Jahr. Wie das Reiseportal Travelzoo zeigte, werden vor allem Nachbarstaaten als sicher betrachtet. Die Terrorsensibilität ist überraschend bei Russen – welche die Ukraine als gefährlichstes Reiseland sehen – und Japanern stark ausgeprägt. Abgesehen von Amerikanern hat momentan jedoch die Türkei weltweit die zweifelhafte Spitzenposition als „gefährlichstes Reiseland“inne.