Arm und reich
ICHgehe mit einem Topfenwickel zu Bett. Regelmäßig. Falls ich jetzt Ihre Aufmerksamkeit geweckt habe und Sie gewissermaßen ganz Ohr sind: Ich bin ganz Arm – Tennisarm. So viel Topfen habe ich in den letzten 40 Jahren nicht gespielt, wie ich mir in den letzten Wochen nächtens auf Oberarm und Ellbogen geschmiert habe – zusätzlich zu meinen dreierlei Entzündungssalben.
Von überall krieg ich (gute Rat-)Schläge. Ein einst befreundeter Orthopäde, den ich auf einem Kindergeburtstag konsultierte, verdrehte mir zur Strafe den Arm in einer Art seitlichem Polizeigriff, drückte dann dort neben dem Ellbogen, wo es besonders wehtut, mit dem Auftrag, die Verrenkung fortan drei Mal täglich durchzuführen. Eine Akupunkturärztin rammte mir eine Nadel in den Arm, die zu einem gefühlten Starkstromstoß bis in die Fingerspitzen führte. „Blitz“, sagte sie zufrieden, während ich mich nur mehr nach der friedlich-gatschigen Feuchte meines Topfenwickels sehnte. Meine Frau schickte mich zur chinesischen Massage, bei der drei wohl wegen Gewalttätigkeit aus ihrem KungFu-Kloster verbannte Martial-Arts-Meisterinnen eine Stunde Rücken und Arm malträtierten, bis ich übersät von Hämatomen war, die subjektiv den Tennisarmschmerz linderten, weil sie noch mehr wehtaten. Ich habe noch zehn Adressen von Osteo-, Psycho- und Physiopathen aller medizinischen Schulen, Kassen und Preisklassen zum Abklappern.
Das muss jetzt zum Glück nicht das Ende meiner Tenniskarriere bedeuten: Bevor diese in Vergessenheit gerät, möchte ich noch einmal meine größten Tenniserfolge Revue passieren lassen. So habe ich vor 30 Jahren bei einem großen internationalen Tennisturnier in Kasern den zweiten Preis gewonnen. Ein Paar Ski. Ich habe mich damals geärgert, weil der erste Preis ein Auto gewesen wäre. – Und ja, es war bei der Tombola für die Zuschauer.
Gegen Tennisass Horst Skoff habe ich dafür tatsächlich einmal glatt in zwei Sätzen gewonnen – in zwei Schriftsätzen – er hatte mich wegen einer Kolumne geklagt.
Und einmal war ich eine ganze Urlaubswoche lang fast der beste Freund einer ehemaligen Nummer eins im Welttennis. Aber der hat sich naturgemäß bei Tennisreichen wie sich viel besser ausgekannt als bei Tennisarmen wie mir.