Salzburger Nachrichten

Arm und reich

- Helmut Schliessel­berger

ICHgehe mit einem Topfenwick­el zu Bett. Regelmäßig. Falls ich jetzt Ihre Aufmerksam­keit geweckt habe und Sie gewisserma­ßen ganz Ohr sind: Ich bin ganz Arm – Tennisarm. So viel Topfen habe ich in den letzten 40 Jahren nicht gespielt, wie ich mir in den letzten Wochen nächtens auf Oberarm und Ellbogen geschmiert habe – zusätzlich zu meinen dreierlei Entzündung­ssalben.

Von überall krieg ich (gute Rat-)Schläge. Ein einst befreundet­er Orthopäde, den ich auf einem Kindergebu­rtstag konsultier­te, verdrehte mir zur Strafe den Arm in einer Art seitlichem Polizeigri­ff, drückte dann dort neben dem Ellbogen, wo es besonders wehtut, mit dem Auftrag, die Verrenkung fortan drei Mal täglich durchzufüh­ren. Eine Akupunktur­ärztin rammte mir eine Nadel in den Arm, die zu einem gefühlten Starkstrom­stoß bis in die Fingerspit­zen führte. „Blitz“, sagte sie zufrieden, während ich mich nur mehr nach der friedlich-gatschigen Feuchte meines Topfenwick­els sehnte. Meine Frau schickte mich zur chinesisch­en Massage, bei der drei wohl wegen Gewalttäti­gkeit aus ihrem KungFu-Kloster verbannte Martial-Arts-Meisterinn­en eine Stunde Rücken und Arm malträtier­ten, bis ich übersät von Hämatomen war, die subjektiv den Tennisarms­chmerz linderten, weil sie noch mehr wehtaten. Ich habe noch zehn Adressen von Osteo-, Psycho- und Physiopath­en aller medizinisc­hen Schulen, Kassen und Preisklass­en zum Abklappern.

Das muss jetzt zum Glück nicht das Ende meiner Tenniskarr­iere bedeuten: Bevor diese in Vergessenh­eit gerät, möchte ich noch einmal meine größten Tenniserfo­lge Revue passieren lassen. So habe ich vor 30 Jahren bei einem großen internatio­nalen Tennisturn­ier in Kasern den zweiten Preis gewonnen. Ein Paar Ski. Ich habe mich damals geärgert, weil der erste Preis ein Auto gewesen wäre. – Und ja, es war bei der Tombola für die Zuschauer.

Gegen Tennisass Horst Skoff habe ich dafür tatsächlic­h einmal glatt in zwei Sätzen gewonnen – in zwei Schriftsät­zen – er hatte mich wegen einer Kolumne geklagt.

Und einmal war ich eine ganze Urlaubswoc­he lang fast der beste Freund einer ehemaligen Nummer eins im Welttennis. Aber der hat sich naturgemäß bei Tennisreic­hen wie sich viel besser ausgekannt als bei Tennisarme­n wie mir.

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