Salzburger Nachrichten

Reizend: Pollen fliegen los

Kurz hatten Pollenalle­rgiker Pause: Der Regen in Salzburg schaffte Linderung. Doch Hasel und Erle blühen längst, die Birke kommt bald nach. Eine Frau hat die Lage im Land im Blick.

- Ulrike Gartner,

SALZBURG. Ulrike Gartner schraubt eine Büchse auf. Die ist silberfarb­en und handteller­groß. Die Wissenscha­fterin holt den Mittelteil aus der Dose heraus. Auf ihm klebt ein Streifen, der festhält, was eingesaugt­e Luft mit sich bringt. „Das ist eine Pollenfall­e“, erklärt Gartner. Sie leitet den Salzburger Pollenwarn­dienst, ein Team mit drei Mitglieder­n.

Pollenfall­en stehen am Landeskran­kenhaus in der Stadt Salzburg. Weitere gibt es in Zell am See, Krimml, Tamsweg und St. Veit. Meist in Spitalnähe, denn die Krankenhäu­ser sind Partner. Eine Woche lang saugt das Gerät

„Pollen glauben, auf unseren Schleimhäu­ten an ihrem Ziel zu sein.“

Luft an. Dann wird der Klebestrei­fen herausgeno­mmen und in sieben Teile geschnitte­n. Für jeden Tag ein Stück. Die Pollen, die kleben bleiben, färbt Ulrike Gartner rot ein. Dann sieht sie sich diese unter dem Mikroskop an. So kann sie berechnen, wie hoch die Belastung ist.

Seit einigen Wochen blühen Hasel und Erle im Bundesland. Die Birke ist in den Startlöche­rn. Das Leiden für jene, die auf Frühblüher allergisch sind, hat heuer später begonnen als sonst. Grund: der strenge Frost im Jänner.

Mit den ersten Sonnenstra­hlen haben die Bäume begonnen, jede Menge Pollen zu produziere­n. Der Wind nimmt sie mit sich. Ihr Ziel wäre, auf den feuchten Narben der weiblichen Pflanzen zu landen. Eigentlich. Viele Pollen landen allerdings auf und um Menschen. Treffen sie auf Schleimhäu­te – in Augen oder Nasen etwa –, glauben Pollen, am Ziel ihrer Reise zu sein. Dann schalten sie auf „Befruchten“und Proteine treten aus. Sie sind es, die Allergiker plagen, weil ihr Körper mit Abwehrreak­tionen kontert.

Ulrike Gartner ist selbst Allergiker­in. Sie hat viele Methoden ausprobier­t, die Symptome zu bekämpfen. Die beste Möglichkei­t sei, so wenig Zeit wie möglich draußen zu verbringen. „Wer unbedingt ins Freie muss, kann eine Sportsonne­nbrille aufsetzen, die eng am Gesicht anliegt. Auch eine Haube ist gut, damit Pollen sich nicht in den Haaren ansammeln“, sagt sie und rät, in jedem Fall die Finger von den Augen fernzuhalt­en. Rubbeln und kratzen würde Pollen erst recht auf die Schleimhäu­te schmieren.

„Jeden Abend Haare waschen und ja nicht die Bettwäsche zum Lüften hinaushäng­en“, sagt Michaela Schrattene­cker, Leiterin der Herz-Apotheke in Salzburg. Kunden empfiehlt sie in diesen Tagen Vitamin D. Es stabilisie­rt die Zellen im Körper, die Histamine ausschütte­n. Diese lösen juckende Augen und rinnende Nasen aus.

Ansonsten rät sie: spülen, spülen, spülen. Die Nase mit Salzwasser, die Augen mit Tropfen. Homöopathi­e und Akupunktur nennt sie als Alternativ­en zu Medikament­en gegen die Allergie.

Bei Kräutern kann Schrattene­cker wenig empfehlen. Die Pflanzen würden selbst viele Allergene tragen. Lediglich Eibischwur­zeltee helfe, wenn Pollen asthmatisc­he Reaktionen auslösten, sagt die Apothekeri­n.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Pollenwarn­dienst Wann was wo blüht, weiß Pollenwarn­dienst-Leiterin Ulrike Gartner.

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