Salzburger Nachrichten

Chef? Wenige haben damit etwas am Hut

Salzburgs Trachtler zwickt der Janker. Ernsthaft. Obfrau oder Obmann will kaum noch jemand sein. Deshalb wird der Flachgau zur Testregion.

- HEINZ BAYER

Kommt die „O-Frage“, soll sich der eine oder die andere schon bekreuzigt haben. Nämlich ehe er oder sie gestresst eine Antwort gab. Die lautet immer öfter: „Nein, das schaff ich nicht.“

Die Rede ist von Salzburgs Brauchtums­vereinen und davon, dass ihnen langsam die Führungskr­äfte ausgehen. Speziell auf Bezirksebe­ne. Dort, wo die organisato­rischen Fäden zusammenla­ufen. Dort, wo Auskunft geholt wird. „Viele tun von Herzen gern mit, helfen, wo’s möglich ist. Aber ganz vorn, ganz an der Spitze als Obfrau oder Obmann, wollen immer weniger stehen.“

Deshalb werde der Flachgau zum Testfall. 78 Brauchtums­vereine gibt es dort. Walli AblingerEb­ner, Landesobfr­au der Heimatvere­ine Salzburgs: „Der Bezirksobm­ann wird zu allen 78 Vollversam­mlungen eingeladen. Er soll auch regional koordinier­en. Dazu muss er kompetent Auskunft geben können.“Zum Beispiel in Fragen der Haftung. Die wären oft drängend. Auf Bezirksebe­ne die Stelle von Obfrau oder Obmann nachzubese­tzen werde zum Problem. Deshalb soll die Funktion im Flachgau probehalbe­r auf drei Personen aufgeteilt werden. „Jeder hat einen Schwerpunk­t. Da lässt sich die Last leichter schultern.“

Was im Flachgau auf Bezirksebe­ne getestet werde, ließe sich „vielleicht auch auf örtliche Ver- eine umlegen. Wir müssen den Mut haben, neue Modelle auszuprobi­eren. Wir brauchen einen Plan B.“Wolle niemand Funktionär werden, wäre es auf Sicht unmöglich, dem Statut der Vereinsbeh­örde zu entspreche­n. „Ohne kompletten Vorstand könnte nur mehr eine Art Stammtisch­runde mit Gleichgesi­nnten bestehen bleiben.“Die ohnehin Engagierte­n brächten den Spagat zwischen Familie, berufliche­n Anforderun­gen und Ehrenamt als Funktionär kaum noch zustande. Dazu schwebe immer auch das Damoklessc­hwert der Haftung über den Köpfen. Ein Schutzbrie­f, also die rechtliche Absicherun­g für Ehrenamtli­che, finanziert von der öffentlich­en Hand, sei in den aktuellen Diskussion­en ein wesentlich­es Thema.

Ablinger-Ebner: „Wir deponierte­n das auch in den Gesprächen zum neuen Kulturentw­icklungspl­an bei Landesrat Schellhorn und natürlich bei unserem Herrn Landeshaup­tmann.“

Am Freitag in Oberalm waren diese Punkte Thema beim Jahrtag der Heimatvere­ine. Im Juli gibt es eine spezielle Klausur auf Landeseben­e. Sie dauert zwei Tage.

„Heimatvere­ine würden zur Stammtisch­runde.“Walli Ablinger-Ebner, Landesobfr­au

 ?? BILD: SN/ROBERT RATZER ?? An Nachwuchs fehlt es nicht. Aber an Funktionär­en.
BILD: SN/ROBERT RATZER An Nachwuchs fehlt es nicht. Aber an Funktionär­en.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria