Salzburger Nachrichten

Alles unter Kontrolle. Wir haben den Fluglotsen in Wien-Schwechat über die Schulter geschaut.

In Wien wird heftig über eine dritte Landepiste für den Flughafen diskutiert. Bei Starkwind steht derzeit nur eine zur Verfügung – für 700 Flugzeuge. Was das für die Fluglotsen bedeutet.

- Thomas Hödlmoser

Ein starker Westwind fegt über Österreich. Der Wind ist an diesem Tag so heftig, dass am Wiener Flughafen eine der zwei Pisten gesperrt werden muss. Für die Fluglotsen heißt das: umplanen. Sie müssen alle für den Tag geplanten 700 Starts und Landungen auf einer Piste abwickeln. „Es ist schon eine Herausford­erung, weil zwischen zwei Starts eine Landung reinpassen muss“, sagt Andreas Neubauer. Er ist der Chef der Fluglotsen oben in der Kanzel des 109 Meter hohen Towers. In der Kanzel ist es angenehm ruhig, auch wenn dauernd Funksprüch­e in englischer Sprache zu hören sind – das sind die Stimmen der Piloten. Spricht jemand über Funk deutsch, sind es die Mitarbeite­r vom Bodenperso­nal.

Die Fluglotsen hier erteilen die Freigaben für das Rollen zur Startbahn, für das Starten und Landen. Vier von ihnen sitzen gerade an den Plätzen – in den Stoßzeiten sind es sechs. Dahinter steht ein „Supervisor“– eine Art Chef vom Dienst, der den Überblick hat. „Das Wichtigste, was man können muss, ist: zuhören, mitschreib­en und reden gleichzeit­ig“, sagt Neubauer. „Ein Fluglotse muss sehr schnell viele verschiede­ne Probleme lösen können. Und er muss das, was er am Radar sieht, im Kopf in ein 3D-Bild umwandeln.“100 Minuten durcharbei­ten ist erlaubt – dann ist eine halbe Stunde Pause Pflicht.

Auch ein paar Stockwerke weiter unten im Tower arbeiten Fluglotsen: Sie sind zuständig für Flugzeuge nach dem Abflug und für Flieger, die im Anflug sind. Insgesamt sind in ganz Österreich rund 300 „Flugverkeh­rsleiter“im Einsatz. Der Beruf ist sehr beliebt. Jedes Jahr gibt es zwischen 800 und 1000 Bewerber. Doch den schwierige­n Aufnahmete­st bestehen pro Jahr nur 20 bis 30 Anwärter. Wer es schafft, bekommt dafür gutes Geld: Nach drei Jahren Ausbildung verdient man gleich einmal mehr als 3000 Euro (netto) im Monat.

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BILDER: SN/HÖD Andreas Neubauer mit seinem Team in der Kanzel. Links: Ausblick auf das Vorfeld, rechts der 109 Meter hohe Tower am Wiener Flughafen.

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