Keime: Meldepflicht gefordert
Ansteckungen mit multiresistenten Keimen würden in heimischen Spitälern zunehmen, sagt eine Anwältin. Österreich liege im Europa-Vergleich „sehr gut“, entgegnet ein Infektionsexperte.
folgte. „Mir hat niemand was über die Gründe gesagt“, berichtet B. „Bei besseren Hygienebedingungen wäre dies vermeidbar gewesen“, betont die Grazer Anwältin Karin Prutsch, die für ihren Mandanten nun Schmerzensgeld in der Höhe von 50.000 Euro einfordert.
Für Prutsch ist die Causa B. kein Einzelfall. Fälle von Ansteckungen mit multiresistenten Keimen nähmen in österreichischen Krankenhäusern zu, betont die Anwältin. Zahlen nennt sie keine. Denn: Anders als in anderen Ländern gibt es hierzulande keine Meldepflicht für die Spitäler. „Das gehört dringend geändert, wir brauchen ein lückenloses Meldesystem“, sagt sie.
Laut einer Studie aus den Jahren 2011/12 kommt es in Europa zu 2,6 Millionen Fällen von Keiminfektionen. Für 90.000 Menschen enden diese tödlich. „Ein Drittel aller Fälle müsste es bei Beachtung einfachster hygienischer Grundregeln wie effiziente Handreinigung gar nicht geben“, sagt Anwältin Prutsch, die auf den Fall eines weiteren Mandanten – Josef Z. – verweist. Der 60Jährige war 2015 nach einem Sturz ins Spital eingeliefert worden. Der Mann, dem später ein Unterschenkel amputiert werden musste, steckte sich mit 4MRGN-Erregern an. Er muss seither in Isolation leben, da sich die Keime in der Lunge befinden und eine Ansteckung immer noch möglich ist.
Bei Prutsch haben sich mittlerweile drei weitere Personen mit Verdacht auf Krankenhauskeiminfektion gemeldet. „Das Problem wurde europaweit erkannt und es wird gegengesteuert“, betont Infektionsexperte Christoph Steininger vom AKH Wien. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat rund 30 Vorsichtsmaßnahmen in Sachen Krankenhauskeime veröffentlicht.
Laut Steininger existieren in Österreich bereits lokale Statistiken über die Infektionsfälle, im Vergleich mit anderen Ländern liege man „sehr gut“. Das Problem sei auch entstanden, weil man heute eben sehr kranke Patienten betreuen könne, denen man vor 20 Jahren nicht mehr helfen konnte.