Per Losentscheid zur billigeren Eigentumswohnung
Die Stadt Salzburg schließt ab sofort mit Bauträgern Verträge ab. Die Baudichte wird erhöht, wenn ein Teil der Wohnungen günstiger angeboten wird. Ziel ist die Mittelschicht. Denn wer kann, wandert derzeit ab.
Wer in der Stadt Salzburg eine Wohnung sein Eigentum nennen will, muss tief in die Tasche greifen. Im Schnitt kostet der Quadratmeter für den Erstbezug zwischen 5100 und 5500 Euro. Je nach Lage und Größe schlägt das Pendel freilich unterschiedlich aus. „Es gibt Preise zwischen 4500 und 12.000 Euro pro Quadratmeter in der Stadt. Wobei 4500 Euro schon die untere Grenze sind“, sagt Planungsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste).
In Salzburg herrschten derzeit jedenfalls Preise, „die sich auch die viel zitierte Mittelschicht nicht mehr leisten kann“, meint der grüne Stadtrat. Die Folge: Abwanderung in die Umlandgemeinden – und einpendeln in die Stadt. Was die üblichen Probleme mit sich bringt, wie den täglichen Verkehrsstau. Zudem gibt es einen Kaufkraftabfluss, weil vor allem Familien ins Umland ziehen.
Ein Ende der Preiskletterei bei Wohnungen in der Landeshauptstadt ist aber nicht absehbar. Die Entwicklung lässt sich schwer stoppen. Die Stadtplanung hat daher auf Weisung Padutschs in den vergangenen zwei Jahren ein neues Modell ausgearbeitet. Geförderten Mietwohnungsbau gibt es längst – die Stadt schreibt einen gewissen Prozentsatz bei Umwidmungen vor. Bei größeren Projekten sind das bis zu 75 Prozent.
Das neue Modell zielt auf den Eigentumswohnungsbau ab. Auch hier soll es billigere – oder besser gesagt, halbwegs billigere – Wohnungen zu kaufen geben. Möglich macht das ein Raumordnungsvertrag: Die Stadtplanung genehmigt eine so genannte Aufzonung – also eine höhere Geschoßflächenzahl und damit eine höhere Baudichte für das Grundstück. Mehr Wohnungen bedeuten mehr Gewinn. Die dazugewonnene Fläche (400 bis maximal 1000 m2) muss mit einem maximal festgelegten Quadratmeterpreis verkauft werden. Für den Rest kann der Bauträger verlangen, was der Markt hergibt.
Ein Pilotprojekt gibt es bereits. Die Verträge sind so gut wie unterzeichnet. Im Stadtteil Morzg baut ein Bauträger aus Mondsee zwölf Wohnungen. Kolportierter Quadratmeterpreis in dieser Lage: 7500 Euro oder noch höher. Durch die Erhöhung der Geschoßflächenzahl von 0,5 auf 0,7 können weitere acht Wohnungen dazu gebaut werden. Diese müssen zu einem Quadratmeterpreis von maximal 4500 Euro verkauft werden. Macht für eine 60 Quadratmeter große Wohnung 270.000 Euro. Für den Tiefgaragenstellplatz können übliche Preise von in diesem Fall 22.000 Euro verlangt werden. So sieht es der Vertrag zwischen Stadt und Bauträger vor.
Nicht gerade ein Schnäppchen, oder doch? Padutsch sagt: „Angesichts dessen, was in Salz-
„Preise, die sich die Mittelschicht derzeit nicht leisten kann.“Johann Padutsch, Stadtrat
burg verlangt wird, ist das relativ günstig. Es ist zumindest die Untergrenze dessen, was man noch kaufen kann.“Ziel sei es, bei künftigen Projekten bei einem Preis von 3500 bzw. 4000 Euro je Quadratmeter zu landen. Durch Normenflut, Qualitätskriterien und Baupreise werde man aber wohl bei 4000 Euro für den Quadratmeter landen, glaubt Padutsch. „Es ist zumindest ein Angebot für die Mittelschicht.“
Wer eine solche Wohnung kaufen will, muss unter die aktuellen Einkommensgrenzen der Wohnbauförderung des Landes fallen. Wer die Wohnung dann letztendlich bekommt, entscheidet aber nicht die Stadt. „Die Stadt soll die Finger davon lassen. Wir können nur über das Wohnungsamt geförderte Mietwohnungen vergeben, aber nicht Eigentumswohnungen“, sagt Padutsch. Damit keine „Freunderlwirtschaft“entstehen könne, würde der Bauträger die Wohnungen vergeben. „Interessieren sich mehr Bewerber für die Wohnung, wird per Los entschieden“, sagt Padutsch. Unter notarieller Aufsicht wird der Käufer dann gezogen.
Vertraglich geregelt ist auch, dass es ein Veräußerungsverbot auf die Dauer von 37,5 Jahren gibt. Also billig kaufen und nach fünf Jahren teuer weiterverkaufen ist verboten. Der Stadt Salzburg wird in den Verträgen ein Vorkaufsrecht eingeräumt. Der Planungsstadtrat hofft, dass durch dieses Modell die Wohnungspreise langfristig wieder sinken. Momentan ist es wohl nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. „Es wird wohl einige Projekte dieser Art brauchen, bis man davon etwas auf dem Markt spürt.“