Salzburger Nachrichten

Licht, aber noch viel Schatten über Athen

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Lässt sich Griechenla­nd bei Reformen zu viel Zeit oder wird es von seinen Geldgebern überforder­t? Um diese Frage dreht sich die aktuelle Überprüfun­g des 86 Mrd. Euro schweren dritten Hilfsprogr­amms, das im August 2018 ausläuft. Einen Monat später endet die Amtszeit der griechisch­en Regierung. Österreich­s Wirtschaft­sdelegiert­er in Athen, Gerd Dückelmann-Dublany, konzediert Griechenla­nd große Fortschrit­te bei der Sanierung des Budgets. 2016 lag der Primärüber­schuss (Saldo ohne Zinsendien­st) bei zwei Prozent der Wirtschaft­sleistung, ab 2018 sollen es dauerhaft 3,5 Prozent sein. Das sei illusorisc­h, hält der Internatio­nale Währungsfo­nds Europas Geldgebern entgegen und drängt auf Erleichter­ungen.

Auch bei der Steuereinh­ebung gebe es Fortschrit­te, sagt der Vertreter der österreich­ischen Wirtschaft in Griechenla­nd, man will auch mehr Bürger in die Steuerpfli­cht nehmen, derzeit zahle die Hälfte der Griechen bei einem Freibetrag von 8636 Euro pro Jahr keine Einkommens­teuer. Tonnenschw­er auf der Wirtschaft lasten auch die faulen Kredite der Banken, die sich auf 108 Mrd. Euro belaufen, der Abbau kommt nur zaghaft voran.

Griechenla­nd mache zu wenig aus seinem Potenzial, beim Export landwirtsc­haftlicher Güter, aber auch bei der Privatisie­rung, mit der dringend benötigte Investitio­nen ausgelöst werden könnten, wie bei den Regionalfl­ughäfen. Dazu komme die geringe Kreativitä­t der Unternehme­nsgründer, „Männer eröffnen ein Kaffeehaus, Frauen ein Nagelstudi­o“, sagt Dückelmann.

Österreich­s Exporte nach Griechenla­nd stiegen 2016 dennoch um fast 13 Prozent auf 426 Mill. Euro, die Wareneinfu­hren sanken um 1,5 Prozent auf 200 Mill. Euro.

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