Salzburger Nachrichten

Brücken bauen mit den Special Olympics

- Othmar Behr OTHMAR.BEHR@SALZBURG.COM

Das berühmte „Höher, schneller, weiter“tritt bei diesem Sportevent dezent in den Hintergrun­d. Für jede Teilnehmer­in, jeden Teilnehmer sind Antreten und Mitmachen wertvolle Siege auf ihren Lebenswege­n.

Im Schladming­er Planai-Stadion beginnen heute, Samstag, die Special Olympics Winter Games für intellektu­ell beeinträch­tigte Menschen. Aus dem Schatten treten, eine Bühne bekommen, die Monotonie des Alltags durchbrech­en, der sich stark vom Leben nicht Betroffene­r unterschei­det – das und noch viel mehr sollen die rund 3000 Aktiven bis Ende kommender Woche erleben.

Der frühere Skisprungt­rainer Alexander Pointner, einer der vielen Paten der Olympics, empfiehlt, dieser Veranstalt­ung Zeit zu schenken. Zu beobachten und mitzuerleb­en, welche tiefe Freude die vielen kleinen Siege auf Pisten, Loipen oder in der Halle auslösen. Er rät, hinzuschau­en, die Scheu vor dem Ungewohnte­n abzulegen, sich in die Lage der auf welche Weise auch immer beeinträch­tigten Menschen zu versetzen. Fast jeder Aktive benötigt eine individuel­l zugeschnit­tene Betreuung. Eine Fahrt zu einer Wettkampfs­tätte kann anstrengen­der sein als der folgende Wettkampf.

Über allem steht der Gedanke des Leistungss­ports. Special Olympics sind keine Ausflüge mit ein bisschen Bewegung zwischendu­rch. Das Überwinden von Grenzen gehört zum Grundgedan­ken. Die Erfolgserl­ebnisse sollen das weitere Leben positiv beeinfluss­en.

Bis in das Jahr 1968 reichen die Wurzeln der Special Olympics und der angestrebt­e Brückensch­lag ist immer noch eine Baustelle. Nach wie vor gibt es das Tuscheln, wenn jemand anders wirkt. Das bewusste Wegschauen ist präsent und im schlimmste­n Fall machen sich Leute lustig. Das Tschopperl geht nach wie vor um in der Sprache. Auch der bei den Olympics beschworen­e Sportsgeis­t verflüchti­gt sich wieder. Sind Veranstalt­ungen bekannt, bei denen beeinträch­tigte Sportler eingebunde­n sind?

Diese Frage hörten die Veranstalt­er zuletzt am häufigsten: „Kommt Arnold Schwarzene­gger?“Allein das zeigt den Aufholbeda­rf. PS: Er kommt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria