Salzburger Nachrichten

„Herzstück“mit fixen Eckpunkten

Schulauton­omiepaket geht in vermutlich kontrovers­e Begutachtu­ng.

- Schli

ÖVP-Staatssekr­etär Harald Mahrer ist stets für blumige Sager gut: „Wenn wir in der Steinzeit alle in die Pampers gemacht hätten, als wir das Rad oder das Feuer erfunden haben, aus Angst, uns zu verbrennen, wären wir vermutlich damals ausgestorb­en.“So appelliert­e der schwarze Bildungsve­rhandler am Freitag bei Präsentati­on des Schulauton­omiepakets, sich nicht vor Neuerungen zu fürchten. Von „fast geilem“Ergebnis wie bei der ersten Präsentati­on der Bildungsre­form im November 2015 sprach er nicht mehr.

Dazwischen lagen zähste Verhandlun­gen vor allem mit Ländervert­retern und Lehrergewe­rkschaft. Die Landeshaup­tleute, die ihre Interessen bei der Schulverwa­ltung neu wahrten, waren bei der Präsentati­on dabei, die Lehrergewe­rkschaft hat sich nach zig Verhandlun­gsrunden die Zustimmung zur Schulauton­omie weiter vorbehalte­n.

Wobei Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id (SPÖ) sich beim „Herzstück der Bildungsre­form“nicht mehr bremsen lassen will – zumal die Umsetzung ohnedies bis zu zehn Jahre dauern wird: „Dieses Paket wird jetzt durchgezog­en. Jetzt kommt endlich Schwung in unser Bildungssy­stem“, sagte sie am Freitag. Die Eckpunkte der Reform seien jedenfalls „nicht weiter verhandelb­ar“. Diese umfassen: * Die massive Ausweitung der Schulauton­omie, die Lehrern und Schulleite­rn viel mehr Gestaltung­schancen und neue pädagogisc­he Freiheiten am Schulstand­ort bringen soll. * Die Möglichkei­t, zwei bis acht Schulen zu Clustern zu vereinen, was u. a. bessere Ressourcen­nutzung und die Vermeidung fachfremde­n Unterricht­s bringen soll. * Die Neuordnung der Schulverwa­ltung. LänderBild­ungsverhan­dler Wilfried Haslauer sieht hier einen „Meilenstei­n“, der die „jahrzehnte­lange Diskussion über die Doppelglei­sigkeit in diesem Bereich beendet“.

Bei den neuen Bildungsdi­rektionen kam freilich als Kompromiss eine Zwitterbeh­örde mit Weisungske­tten zum Bund und zum Land heraus. Der Bund bekommt mehr Einblick über die zentrale Verrechnun­g auch der Landeslehr­er und Steuerungs­möglichkei­ten über die Schulaufsi­cht. Ent(partei)politisier­ung und Ende der massiven Doppelglei­sigkeiten können Experten wie ExRechnung­shofchef Josef Moser oder der grüne Bildungssp­recher Harald Walser jedenfalls nicht erkennen. „Die Verwaltung­sreform braucht als Zweidritte­lmaterie unsere Zustimmung. Und die geben wir nur, wenn es eine sinnvolle Reform gibt“, sagt Walser den SN.

„Eckpunkte nicht weiter verhandelb­ar.“S. Hammerschm­id, Bildungsmi­nisterin

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