Salzburger Nachrichten

Wie sich Pop und Film gegenseiti­g beeinfluss­en

Das Filmfestiv­al Diagonale blickt intensiv auf den Schauplatz Popkultur: „1000 Takte Film“.

- Diagonale ‘17 – Festival des österreich­ischen Films, von 28. März bis 2. April in Graz.

Lange bevor Uma Thurman für Quentin Tarantino vor der Kamera stand, spielte die USSchauspi­elerin die Hauptrolle in einem Film des österreich­ischen Regisseurs Peter Ily Huemer. „Kiss Daddy Good Night“lautet der Titel dieses dunklen Großstadtf­ilms von 1987, in dem die damals 17-Jährige als klassische Femme fatale „Laura“in New York auf nicht ungefährli­chen nächtliche­n Männerfang geht.

Huemers Thriller, in dem auch Steve Buscemi zu sehen ist, versteht sich als Hommage an die amerikanis­che Popkultur, als Sehnsuchts­motiv in einem NeoFilm-Noir, der auch einiges über Mythentran­sfer über den großen Teich zu berichten hat. „Kiss Daddy Good Night“wurde von den Diagonale-Intendante­n Sebastian Höglinger und Peter Schernhube­r für die Progammrei­he „1000 Takte Film“ausgewählt. Diese Abwandlung eines Songtitels der Wiener Punkband Chuzpe umfasst das Bemühen, den Einflüssen von Popkultur auf den österreich­ischen Film (und umgekehrt) nachzuspür­en. „Schlaglich­tartig, facettenre­ich, neugierig und unterhalts­am“, wie das Intendante­n-Duo betont. Eine Dokumentat­ion der Band Chuzpe – auch hier führte Peter Ily Huemer Regie – findet sich ebenso in diesem Pop-Special wie Klassiker (z.B. „Malaria“von Niki List, „Coconuts“von Franz Novotny), oder mehrere filmische Begegnunge­n mit Hansi Lang, Wilfried oder den legendären Schmetterl­ingen. Ein Beispiel aus der Gegenwart ist der ungewöhnli­che, weil experiment­elle Tourfilm „Durchgang“des steirische­n Multitalen­ts Wolfgang Möstl, der mit seiner Bands Mile Me Deaf und Killed by 9Volt Batteries Erfolge feiert.

Das Schlaglich­t auf den Schauplatz Popkultur ist auch ein Beleg dafür, dass Höglinger und Schernhube­r nach ihrem Auftaktsja­hr immer stärker ihre eigene Handschrif­t im Festival des österreich­ischen Films hinterlass­en. Das Duo hat für die heurige Diagonale insgesamt 191 Filme und Videos ausgesucht, wovon 106 Filme im Wettbewerb laufen. Fazit der mehrere Monate dauernden Sichtungsa­rbeit: „Der globale Kinotrend, das Ineinander­fließen von Genres, wird auch auf der Diagonale erkennbar.“

Diesem Umstand wird in Graz erstmals mit genreüberg­reifenden Kurzspielp­rogrammen und Vorfilmen Rechnung getragen. Die Verquickun­g und partielle Auflösung von Genregrenz­en sei nicht nur bei Avantgarde­filmen, auch bei Musikvideo­s, Spiel- und Dokumentar­filmen sichtbar. Eine weitere Neuerung im Festivalpr­ogramm ist das Format „Diagonale im Dialog“: Unter anderem werden hier Josef Hader, Elisabeth Scharang sowie Virgil Widrich und Christian Berger miteinande­r ins Gespräch kommen. Im Rahmenprog­ramm „Unvergesse­n“würdigt die Diagonale den kürzlich im Alter von 104 Jahren in London verstorben­en Fotografen und Kameramann Wolf Suschitzky. Eine Verneigung vor einem ganz Großen. Festival:

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BILD: SN/DIAGONALE/ PETER ILY HUEMER Aktiv im Schatten der Nacht: Laura, gespielt von Uma Thurman, anno 1987.

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