Zinsen rauf oder Anleihenkaufstopp
OeNB-Chef befeuert Spekulation über Ausstieg aus der Billiggeldpolitik.
Die Europäische Zentralbank (EZB) legt sich nicht fest, wie der Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik erfolgen soll. Es sei offen, ob die EZB erst ihre massiven Anleihenkäufe beendet oder aber die Zinsen anhebt, erklärte Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und EZB-Ratsmitglied, im Interview mit dem „Handelsblatt“. „Wir werden das entscheiden, wenn es so weit ist“, sagte Nowotny.
Es sei zu diskutieren, ob sich das Modell der US-Notenbank Fed beim Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik „eins zu eins auf Europa übertragen lässt“, sagte der OeNBChef in dem am Freitag veröffentlichten Interview. In den USA wurden die Zinsen erst erhöht, nachdem das Programm zum Kauf von Anleihen beendet worden war. Die Finanzmärkte deuteten die Aussagen als Hinweis, die EZB könnte den Zinssatz für Einlagen erhöhen, bevor sie ihr Kaufprogramm für Anleihen beendet.
Der Einlagensatz liegt derzeit bei minus 0,4 Prozent, die Geschäftsbanken für bei der EZB geparktes Geld zahlen müssen. Das Wertpapierkaufprogramm läuft nach aktuellem Stand mindestens bis Ende 2017. Es sei „auch nicht so, dass wir alle Zinsen gleichzeitig und im selben Umfang erhöhen müssen“, sagte Nowotny. „Die EZB könnte auch den Einlagenzins früher erhöhen als den Leitzins.“Eine höhere Inflation in der Eurozone und die Konjunktur hatten Spekulationen genährt, die EZB könnte massive Konjunkturhilfe heuer reduzieren.
EZB-Volkswirt Peter Praet dämpfte Spekulationen auf baldige Zinserhöhungen mit dem Verweis auf jüngste EZB-Aussagen. Demnach würden die Leitzinsen „weit über den Zeithorizont unserer Wertpapierkäufe hinaus auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben“. Der Euro stieg am Freitag auf 1,0782 US-Dollar, den höchsten Stand seit Wochen.
„Entscheiden, wenn es so weit ist.“Ewald Nowotny, OeNB-Gouverneur