Bereit für den wilden Ritt auf dem Ölzyklus
Der heimische Ölfeldausrüster SBO hofft nach einer Schrumpfkur auf einen neuen Aufschwung – und hat Appetit auf Zukäufe.
WIEN. Der niederösterreichische Ölfeldausrüster Schoeller Bleckmann Oilfields (SBO) ist gleich mehrfacher Weltmarktführer – überwiegend in Bereichen, die außerhalb der Ölbranche weniger bekannt sind wie etwa bei amagnetischen Stählen, wo man zusammen mit dem Exklusivpartner Böhler-Uddeholm mehrere weltweite Patente hält.
Damit hängt das Unternehmen stark am Ölpreis und am weltweiten Konjunkturverlauf. Aus diesem Grund hat SBO in den vergangenen zwei Jahren „den brutalsten und heftigsten Abschwung der jüngsten Geschichte“mitgemacht, sagt SBO-Chef Gerald Grohmann.
Die großen Ölgesellschaften haben ihre Forschungs- und Produktionsausgaben seit Anfang 2015 halbiert, die Zahl der weltweiten Bohranlagen ist um gut 60 Prozent eingebrochen, die Bohrungen gar um 80 Prozent und die Branche baute rund 500.000 Stellen ab.
In diesem dramatischen Umfeld habe sich SBO gut behauptet. Der Nischenanbieter aus Ternitz habe bereits begonnen gegenzusteuern, „als viele die Zeichen an der Wand noch nicht gesehen haben“, sagt Grohmann. Schnelles Reagieren sei eine Notwendigkeit, „Zyklizität ist unser Geschäft“, sagt Grohmann.
Das Unternehmen musste im Geschäftsjahr 2016 im Vergleich zum Jahr davor einen Umsatzeinbruch um 40 Prozent auf 183 Mill. Euro hinnehmen, der Verlust vor Steuern verdoppelte sich auf 45 Mill. Euro.
Wo es möglich war, habe man gegengesteuert, sagt Grohmann. „Es war brutal, aber wir sind es gewohnt, den Zyklus zu reiten.“So wurden die Investitionen seit 2014 von 44 auf 13 Mill. Euro zurückgefahren, es gebe nur noch Erhaltungsinvestitionen, man habe Produktionsfirmen fusioniert und die Mitarbeiterzahl von 1720 (Ultimo 2014) auf 1034 Personen gedrückt.
Die aktuell 315 Mitarbeiter in Österreich sind noch bis Juli über Kurzarbeit angemeldet, bis dahin gilt auch Kündigungsschutz. Sehr zufrieden ist Grohmann mit einer betriebsintern vereinbarten flexiblen Arbeitszeitregelung, bei der Zuschläge ausbezahlt werden und geleistete Stunden auf einem unbefristeten Zeitkonto gesammelt und abgearbeitet werden können.
In die Zukunft blicke man „keineswegs verzagt, im Gegenteil“. Die Talsohle sei durchschritten, Grohmann erkennt seit dem zweiten Halbjahr eine Trendwende. 2017 dürfte ein „Übergangsjahr“werden, man bereite sich auf den nächsten Aufschwung vor. SBO sucht auch proaktiv nach Übernahmekandidaten. Die Zeit dafür sei günstig, sagt Grohmann. Erst im Vorjahr erwarb die SBO die texanische Downhole Technology für umgerechnet 90 Mill. Euro, die größte Akquisition der Firmengeschichte.