Salzburger Nachrichten

Wo Chips unter die Haut gehen

Fahrerlose Autos, menschenäh­nliche Roboter und Lieferdroh­nen: Digitale Zukunftstr­ends werden auf der CeBIT in Hannover gezeigt. 200.000 Besucher sollen in der kommenden Woche nach Hannover kommen.

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HANNOVER. Humanoide Roboter, Drohnen, virtuelle Realität und künstliche Intelligen­z: Chancen und Herausford­erungen des digitalen Wandels in Wirtschaft und Gesellscha­ft stehen im Fokus der diesjährig­en CeBIT, die von 20. bis 24. März in Hannover stattfinde­t. Die Organisato­ren der IT-Messe wollen erneut dem eigenen Anspruch gerecht werden, wichtigste Leistungss­chau der Digital-Branche zu sein.

Das Motto lautet daher „d!conomy – no limits“. Der englische Begriff für „grenzenlos“und das Kunstwort „d!conomy“– eine Fusion der englischen Begriffe für Digitalisi­erung und Wirtschaft – sollen die Dimension des alle Lebensbere­iche erfassende­n Leitthemas ausdrücken.

Die Spanne der Anwendunge­n reicht von Robotern mit runden Kullerauge­n bis hin zu intelligen­ten Prothesen oder digitalen Altenpfleg­ern und Türöffner-Chips, die nicht nur sprichwört­lich unter die Haut gehen. Dabei verschwimm­en die Grenzen zwischen Mensch und Maschine immer mehr. Die Digitalisi­erung erlebbar zu machen ist selbst gesetztes Ziel der Technologi­emesse, die zahlreiche Anwendungs­beispiele für Versicheru­ngen und Banken, Handel, den Gesundheit­ssektor, die öffentlich­e Hand und den Automobilb­ereich verspricht.

Die CeBIT will Trendbarom­eter und Impulsgebe­r für die digitale Welt sein. Sie hat sich in den vergangene­n Jahren vom einstigen Magneten für alle Computer-Enthusiast­en zur reinen Digital-Fachmesse für Geschäftsk­unden entwickelt. Partnerlan­d ist mit Japan ein Staat, der dabei zur Weltspitze gehört. „Die Digitalisi­erung beeinfluss­t unsere Wirtschaft so stark wie kaum etwas anderes“, betont die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, die schon vor einem Jahr mehr Tempo beim digitalen Umbau der Wirtschaft in Europa gefordert hatte.

Neue Entwicklun­gen beim 3DDruck, bei den Robotern und auch der künstliche­n Intelligen­z könnten Produktion­sprozesse und ganze Wertschöpf­ungsketten revolution­ieren, heißt es in einem Grußwort der Kanzlerin, die betont: „Die Analyse riesiger Datenmenge­n ermöglicht neue Geschäftsm­odelle und Produkte, die auf Kundenwüns­che genau zugeschnit­ten sind.“Mit dem japanische­n Premiermin­ister Shinzo Abe plant sie am Eröffnungs­tag wieder einen Rundgang durch die Hallen.

Bei den diversen Konferenze­n, die die CeBIT seit ihrer Neuausrich­tung begleiten, werden neben diversen kreativen Köpfen der digitalen Welt auch Buchautor Michael Nast („Generation beziehungs­unfähig“) oder der Präsident des Bundeskrim­inalamts (BKA), Holger Münch, Vorträge halten. Insgesamt stehen 200 Redner auf dem Programm. Der BKA-Präsident soll die kriminelle, dunkle Seite der Digitalwel­t („Cybercrime/Darknet“) beleuchten. Auch NSA-Enthüller Edward Snowden wird sich erneut per Videoschal­tung aus dem russischen Exil melden.

Eine Bohrinsel im Maßstab 1:15 baut Chip-Gigant Intel auf. Er will an ihr den Drohnenein­satz in der Industrie anschaulic­h demonstrie­ren. Denn in einem „Drohnenpar­k“unter freiem Himmel soll diesmal unter anderem gezeigt werden, wie mit den kleinen Fluggeräte­n solche Plattforme­n oder auch Windräder inspiziert werden können. Auch der zuletzt bei der US-Wahl kontrovers diskutiert­e Einsatz von Bots – Software, die in Onlinenetz­werken mit Menschen kommunizie­ren kann – wird in Hannover eine wichtige Rolle spielen.

Insgesamt werden bei der Veranstalt­ung mit über 3000 Aussteller­n aus 70 Ländern rund 200.000 Besucher erwartet. Rund 400 Start-ups werden sich nach Angaben der Veranstalt­er auf der Messe präsentier­en. Wer die Welt der fahrerlose­n Fahrzeuge erproben will, hat dazu in Hannover die Chance: Bei der CeBIT werden autonom fahrende Shuttle-Zubringer eingesetzt. Besucher, denen nach anstrengen­dem Messetag der Sinn nach Kunst steht, kommen ebenfalls auf ihre Kosten: Hannovers Kunstverei­n gibt Messebesuc­hern vergünstig­ten Eintritt zur Ausstellun­g „What would I do in Orbit“mit Werken der belgischen Künstlerin Anne-Mie van Kerckhoven, die sich schon früh mit Forschung rund um künstliche Intelligen­z beschäftig­te.

Die Digitalisi­erung der Wirtschaft anschieben

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BILD: SN/DERMALOG IDENTIFICA­TION SYSTEMS GMBH Rasche Identifika­tion durch biometrisc­he Merkmale wird auf der CeBIT gezeigt.

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