Magnetsystem steuert Beinverlängerung
Ein neues Medizintechniksystem macht eine Beinverlängerung für Patienten einfacher. Am Orthopädischen Spital Speising in Wien kann Betroffenen ein verlängerbarer Marknagel in Ober- oder Unterschenkel eingebaut werden. Die Steuerung der Ausdehnung erfolgt vom Patienten über ein Magnetsystem von außen. „Es ist ein System, das man nach einer Beinverkürzung nach einem Unfall, bei einer geschädigten Wachstumsfuge oder auch bei einer angeborenen Beinverkürzung anwenden kann“, sagte Christof Radler, Leiter des Spezialteams „Allgemeine Kinderchirurgie“des Spitals.
„Das neue System hat den Vorteil, dass es minimalinvasiv eingebaut werden kann. Zunächst wird der Knochen durchtrennt, der Nagel in einer ein bis eineinhalb Stunden langen Operation eingefügt. Nach einer Woche ist an der Durchtrennungsstelle frisches Knochenmaterial entstanden, das wie Kaugummi aufgedehnt wird“, sagte Radler. Der Patient bekommt ein Magnet-Steuerungssystem mit nach Hause. Drei Mal täglich wird Kraft über zwei rotierende Magnete auf das Implantat im Knochen durch die Haut übertragen und dort in eine fein gesteuerte Extensionsbewegung umgesetzt. „Jedes Mal wird das Implantat um 0,33 Millimeter verlängert, also um einen Millimeter pro Tag“, fügte der Experte hinzu. Unter regelmäßiger Röntgenkontrolle erfolgt damit langsam die Knochenverlängerung bis zum Ausgleich des Unterschieds zum anderen Bein. Nach der Dehnungsphase – bei zwei Zentimetern Verlängerungsbedarf etwa nach 20 Tagen – wird noch einige Wochen gewartet, bis der neue Knochen ausreichend verfestigt ist. Bis zur Vollbelastung dauert eine solche Therapie zwei bis drei Monate. Gleichzeitig gibt es Physiotherapie, um die Anpassung der Muskulatur zu fördern. Schließlich wird der Marknagel wieder entfernt.