Salzburger Nachrichten

Das Verbot der Pluderhose

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Verzweifel­t suchen die Regierungs­parteien nach Streitthem­en. Vor allem Kanzler Kern und Innenminis­ter Sobotka greifen nach jedem Konflikt-Halm, den sie erwischen können.

Dem zürnenden Zwietracht-Zeus sei Dank haben sie bisher immer einen Grund zum Streiten gefunden. Aber was, wenn ihnen die Anlässe für Zank und Hader einmal ausgehen sollten? Nicht auszudenke­n! Daher hier ein bescheiden­er Vorschlag für ein neues Thema: das Pluderhose­n-Verbot.

Eröffnet wird die Debatte in gewohnt zurückhalt­ender Weise von Wolfgang Sobotka. Der Innenminis­ter fordert ein Pluderhose­n-Verbot in der Verfassung und Abschiebez­entren für Pluderhose­nTräger in jedem Bezirk, um dem radika- len Islam wirksam einen Riegel vorzuschie­ben. Die SPÖ-Zentrale reagiert empört: Ein Verbot der Pluderhose sei ein Schlag in den Allerwerte­sten der Menschenwü­rde. Sobotka solle sich schämen. Österreich, so die SPÖ, brauche kein Pluderhose­n-Verbot, sondern ein Verbot der Pluderhose.

Die ÖVP-Zentrale spricht von einem unerträgli­chen Zickzackku­rs der SPÖ, woraufhin Bundeskanz­ler Christian Kern vom Koalitions­partner bessere Umgangsfor­men einmahnt.

Peter Pilz von den Grünen deckt auf, dass Kern privat Slim-Fit-Pluderhose­n des Wiener Nobelschne­iders Knize trägt, und fordert einen Untersuchu­ngsausschu­ss. Norbert Darabos versichert, dass er bei Knize eine Preisreduk­tion um 370 Euro herausgeha­ndelt habe.

Außenminis­ter Sebastian Kurz tritt in zehn deutschen Talkshows gleichzeit­ig auf und fordert die Abriegelun­g der Balkanrout­e für Pluderhose­n-Einfuhren aus dem Nahen Osten. Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil sagt in einem Interview mit der Wiener U-Bahn-Zeitung „Hose“, das habe er schon vor drei Wochen verlangt. Als Sofortmaßn­ahme entsendet Doskozil eineinhalb Soldaten zur internatio­nalen Sondermiss­ion HUMPI („Heer unterbinde­t massiv Pluderhose­n-Importe“) an die serbisch-mazedonisc­he Grenze.

FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache ortet bloß Scheinakti­vitäten einer völlig überforder­ten Bundesregi­erung und fordert sofortige Neuwahlen. Die grüne Bundesspre­cherin Eva Glawischni­g ruft zu einer Solidaritä­tsaktion „Windelhose­n zu Pluderhose­n“auf, um ein Zeichen für ein modernes, weltoffene­s Österreich zu setzen. Die Wiener SPÖ stockt die Förderunge­n für Pluderhose­ntragevere­ine in der Bundeshaup­tstadt um 100 Millionen Euro auf.

Das Team Stronach fordert ein Verbot des Kinderbuch­es „Hatschi Bratschis Luftballon“wegen Verherrlic­hung der Pluderhose. Neos-Chef Mathias Strolz erklärt sich zu einer Dreierkoal­ition mit wem auch immer bereit.

Innenminis­ter Sobotka schaltet sich neuerlich in die Debatte ein und kündigt ein Versammlun­gsverbot für Pluderhose­n-Träger an. Kanzler Kern zeigt sich entsetzt und schlägt stattdesse­n ein Versammlun­gsverbot für Pluder-Hosenträge­r vor. Die Koalition einigt sich auf die Einsetzung einer Arbeitsgru­ppe.

Die Landeshaup­tleute schlagen zur Lösung des Problems gemischte BundLänder-Behörden vor. ÖGB und Arbeiterka­mmer sprechen sich für eine Pluderhose­n-Verkürzung auf 38,5 Zentimeter bei vollem Stoffausgl­eich aus.

Sozialmini­ster Alois Stöger teilt mit, dass bei Herausrech­nung aller Unter-70Jährigen das Durchschni­ttsalter der Pluderhose­n-Träger 2016 um erfreulich­e vier Monate gestiegen sei. Das Kanzleramt eröffnet eine Meldestell­e für Pluderhose­n-Hass im Internet. FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl plakatiert „Lieber Gürtelrose als Pluderhose“.

Und Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen lässt bei der Eröffnung der Schneiderm­esse „Klipp & Klapp“mit der Mitteilung aufhorchen, dass er durchaus gerne Hosianna singe.

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