Selbstverwaltung durch Bewohner senkt Betriebskosten
In Thalgau entstand eine Wohnanlage mit PionierCharakter. Denn die Bewohner übernehmen beim Heizen, der Hausverwaltung und beim Müll selbst die Verantwortung. Das spart Betriebskosten und lässt Gemeinschaft und Kommunikation entstehen.
Zwei Schlagworte gewinnen auch in Salzburg an Bedeutung: das nachhaltige Bauen – hier gibt es bereits seit Jahren mehrere positive Beispiele – und das partizipatorische Bauen. Hinter dem sperrigen Wort steckt die Idee, dass sich die Bewohner des jeweiligen Gebäudes zu einer Gemeinschaft mit gleichen Interessen und klar verteilten Aufgaben, Rechten und Pflichten zusammenfinden. Eine Utopie, die nur in der Theorie funktioniert? – Nein, wie folgendes Beispiel eindrucksvoll zeigt. So hat der Salzburger Baumeister Ing. Mag. (FH) Herbert Wallner mit seiner vor 20 Jahren gegründeten Firma IPG Projektierungs & Baurealisierungs G.m.b.H und der Recon Wohnbau im Westen der Gemeinde Thalgau ein bemerkenswertes Bauvorhaben mit 19 Miet- bzw. Eigentumswohnungen realisiert.
„Bei den Bau- und Errichtungskosten kann man eigentlich wenig einsparen“, so Wallner. Die hochwertige Bauweise sei eine Notwen- digkeit, die durch Wohnbauförderung und Normen vorgegeben ist. „Richtig gespart werden kann bei den Betriebskosten.“Deshalb hat Wallner das Projekt in Thalgau so konzipiert, „dass sich die Leute weitgehend selbst verwalten können“.
Beheizt werden die Wohnungen über ein mit Pellets befeuertes Nahwärme-Mikronetz. Der Energieverbrauch wird für jede einzelne Wohnung individuell und transparent gemessen. Der Betreiber der Heizanlage rechnet die Kosten über ein völlig neues Modell ab, das für die Salzburger Wohnbauförderung maßgeschneidert wurde. Als Vorlagen für den Berechnungsschlüssel diente das bewährte Nahwärmenetz der Gemeinde Thalgau. „Die gemeinsame Erarbeitung war Neuland und es gab natürlich viele Gespräche mit den Behörden und der Politik“, so Wallner. „Aber alle haben an einem Strang gezogen – und es funktioniert!“Fazit: Wer weniger heizt, zahlt weniger – und das zu hundert Prozent transparenten Kosten. Auch beim Thema Müll wird Mitbestimmung großgeschrieben. „Die Müllentsorgung in ganz Thalgau ist so organisiert, dass unterschiedliche Mülltonnengrößen mit unterschiedlichen Entleerungsintervallen von der Gemeinde angeboten werden“, erläutert Wallner. Je kleiner die Tonne und je seltener geleert wird, umso weniger muss man bezahlen. „Natürlich muss mit der zur Verfügung stehenden Menge sorgsam umgegangen werden“, so der Baumeister. Das gezielte Trennen der Abfälle sowie ein bewusster Umgang mit dem eigenen Müllaufkommen sind hier gefragt. Die Bewohner aller Hausparteien sind hier mit eingebunden und ehrgeizig bei der Sache.
Thalgau: Weniger Betriebskosten, mehr Gemeinschaft Müllvermeidung: Disziplin versus Bequemlichkeit Hausverwaltung und Hausbetreuung durch Bewohner
Die Hausverwaltung wird durch jeweils eine Vertrauensperson aus dem Kreise der Hausgemeinschaft erledigt. Dadurch wurde keine externe Hausverwaltung beauftragt und die damit verbundenen Kosten konnten eingespart werden.
Auch die Reinigung und Pflege der allgemeinen Teile der Anlage wird gemeinsam erledigt. So wird auch hier viel Geld gespart, und durch Diskussionen und gemeinsame Entscheidungen entsteht ein hohes Maß an Kostenbewusstsein. Fremdvergeben wurde aus Risikogründen nur der Winterdienst. Alle Bewohner sind über eine WhatsApp-Gruppe miteinander vernetzt, es gibt einen intensiven Gedankenund Erfahrungsaustausch untereinander. Und das Beste zum Schluss: „Inklusive Heizung, Wasser und Müll liegen die Betriebskosten für eine Vier-Zimmer-Wohnung gerade einmal bei 180 bis 210 Euro“, so Herbert Wallner nicht ohne Stolz. „Das ist schon eine deutliche Ersparnis, die zum einen aus den eingesparten Verwaltungshonoraren und zum anderen aus dem erhöhten Kostenbewusstsein der Nutzer resultiert.“
Kommunikation und Gemeinschaftsgeist