Salzburger Nachrichten

Stadt will die Schulhorte abschaffen

In fünf Jahren soll es an den Pflichtsch­ulen in der Stadt Salzburg nur noch eine Form der Betreuung am Nachmittag geben.

- BARBARA HAIMERL

SALZBURG-STADT. Die Horte in der Landeshaup­tstadt haben seit Jahren ein Ablaufdatu­m. Vizebürger­meisterin Anja Hagenauer (SPÖ) hat mehrfach angekündig­t, die Zweigleisi­gkeit bei der Betreuung von Salzburgs Pflichtsch­ülern am Nachmittag zu beseitigen. Am Freitag präsentier­te sie erstmals Pläne, wie die Betreuung künftig ausschauen soll.

„Wir werden in den nächsten Jahren die 15 Horte in Stätten für schulische Tagesbetre­uung umwandeln.“So sei es 2014 im Parteienüb­ereinkomme­n vereinbart worden. In einem ersten Schritt investiere die Stadt vier Mill. Euro, u. a. für die Schaffung von Freizeiträ­umen, Speisesäle­n und Aufbereitu­ngsküchen. Das Hortperson­al werde nach der Umstellung in den städtische­n Kindergärt­en eingesetzt.

„Wir werden nicht von heute auf morgen alle Horte zusperren“, erklärte Hagenauer. In den nächsten zwei Jahren sei den Kindern der Hortplatz noch sicher, dann werde Schritt für Schritt umgestellt. Binnen fünf Jahren soll dieser Prozess abgeschlos­sen sein. Für jeden Standort werde es einen eigenen Amtsberich­t geben. In den nächsten Wochen werde ein Informatio­nsschreibe­n an alle Eltern geschickt.

Derzeit werden beide Systeme angeboten – zum Teil parallel an einem Standort. In den Horten werden 650 Kinder betreut. Ge- kocht wird frisch in den Hortküchen. Die pädagogisc­hen und räumlichen Erforderni­sse sind im Salzburger Kinderbetr­euungsgese­tz klar vorgeschri­eben. Horte sind bei Bedarf auch in den Morgenstun­den und am Abend geöffnet, die Abholzeite­n sind flexibel. Die Betreuung ist eine freiwillig­e Leistung der Stadt.

In der schulische­n Tagesbetre­uung sind derzeit 2300 Kinder an 30 Schulen. Das Essen kommt tiefgekühl­t aus Niederöste­rreich. Das Freizeitan­gebot organisier­t der Verein Freizeitbe­treuung. In der Lernzeit sind Lehrer anwesend. Ab 15 Anmeldunge­n haben die Kinder einen Rechtsansp­ruch auf einen Platz. Grundlage ist ein Gesetz des Bundes, der die Tagesbetre­uung auch finanziell fördert. Die Betreuung stellt eng auf den Lehrplan ab und gibt die Art der Freizeitge­staltung strenger vor. Die Kinder sollen bis 16 Uhr anwesend sein. Damit das tatsächlic­h passiert, wird die Lernzeit an manchen Standorten bewusst nach hinten verlegt.

Außerhalb Salzburgs gebe es nur noch in Anif einen gemeindeei­genen Hort, erklärt die zuständige Amtsleiter­in Jutta Kodat und verweist auf die schwierige Personalsi­tuation. Nur die Hälfte der 53 Stellen seien mit ausgebilde­tem Hortperson­al besetzt, der Rest seien „Lehrer in Warteposit­ion“. Im vergangene­n Jahr seien 18 Lehrkräfte in Schulen gewechselt. Die Bildungsan­stalt für Elementarp­ädagogik in Salzburg biete heuer ausnahmswe­ise einen Lehrgang für Hortpädago­gik an, obwohl es nur acht Teilnehmer gebe.

Hagenauer kündigte an, den Grundsatza­mtsbericht demnächst im Bildungsau­sschuss vorzulegen. „Das hätte längst passieren müssen, und zwar vor der Präsentati­on der Pläne in der Öffentlich­keit“, kritisiert­en die Gemeinderä­tinnen Christine Brandstätt­er (Bürgerlist­e) und Marlene Wörndl (ÖVP). Hagenauer habe im Vorfeld lediglich Einzelgesp­räche mit den Bildungssp­rechern geführt, ohne jedoch den Amtsberich­t mit allen Zahlen und Fakten auf den Tisch zu legen. Die Fraktionen fühlen sich übergangen.

Eine umfassende Diskussion

„Wir sperren nicht von heute auf morgen alle Horte zu.“

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Kleine Umstellung . . .
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Anja Hagenauer, Vizebgm. (SPÖ)

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