Stadt will die Schulhorte abschaffen
In fünf Jahren soll es an den Pflichtschulen in der Stadt Salzburg nur noch eine Form der Betreuung am Nachmittag geben.
SALZBURG-STADT. Die Horte in der Landeshauptstadt haben seit Jahren ein Ablaufdatum. Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer (SPÖ) hat mehrfach angekündigt, die Zweigleisigkeit bei der Betreuung von Salzburgs Pflichtschülern am Nachmittag zu beseitigen. Am Freitag präsentierte sie erstmals Pläne, wie die Betreuung künftig ausschauen soll.
„Wir werden in den nächsten Jahren die 15 Horte in Stätten für schulische Tagesbetreuung umwandeln.“So sei es 2014 im Parteienübereinkommen vereinbart worden. In einem ersten Schritt investiere die Stadt vier Mill. Euro, u. a. für die Schaffung von Freizeiträumen, Speisesälen und Aufbereitungsküchen. Das Hortpersonal werde nach der Umstellung in den städtischen Kindergärten eingesetzt.
„Wir werden nicht von heute auf morgen alle Horte zusperren“, erklärte Hagenauer. In den nächsten zwei Jahren sei den Kindern der Hortplatz noch sicher, dann werde Schritt für Schritt umgestellt. Binnen fünf Jahren soll dieser Prozess abgeschlossen sein. Für jeden Standort werde es einen eigenen Amtsbericht geben. In den nächsten Wochen werde ein Informationsschreiben an alle Eltern geschickt.
Derzeit werden beide Systeme angeboten – zum Teil parallel an einem Standort. In den Horten werden 650 Kinder betreut. Ge- kocht wird frisch in den Hortküchen. Die pädagogischen und räumlichen Erfordernisse sind im Salzburger Kinderbetreuungsgesetz klar vorgeschrieben. Horte sind bei Bedarf auch in den Morgenstunden und am Abend geöffnet, die Abholzeiten sind flexibel. Die Betreuung ist eine freiwillige Leistung der Stadt.
In der schulischen Tagesbetreuung sind derzeit 2300 Kinder an 30 Schulen. Das Essen kommt tiefgekühlt aus Niederösterreich. Das Freizeitangebot organisiert der Verein Freizeitbetreuung. In der Lernzeit sind Lehrer anwesend. Ab 15 Anmeldungen haben die Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Platz. Grundlage ist ein Gesetz des Bundes, der die Tagesbetreuung auch finanziell fördert. Die Betreuung stellt eng auf den Lehrplan ab und gibt die Art der Freizeitgestaltung strenger vor. Die Kinder sollen bis 16 Uhr anwesend sein. Damit das tatsächlich passiert, wird die Lernzeit an manchen Standorten bewusst nach hinten verlegt.
Außerhalb Salzburgs gebe es nur noch in Anif einen gemeindeeigenen Hort, erklärt die zuständige Amtsleiterin Jutta Kodat und verweist auf die schwierige Personalsituation. Nur die Hälfte der 53 Stellen seien mit ausgebildetem Hortpersonal besetzt, der Rest seien „Lehrer in Warteposition“. Im vergangenen Jahr seien 18 Lehrkräfte in Schulen gewechselt. Die Bildungsanstalt für Elementarpädagogik in Salzburg biete heuer ausnahmsweise einen Lehrgang für Hortpädagogik an, obwohl es nur acht Teilnehmer gebe.
Hagenauer kündigte an, den Grundsatzamtsbericht demnächst im Bildungsausschuss vorzulegen. „Das hätte längst passieren müssen, und zwar vor der Präsentation der Pläne in der Öffentlichkeit“, kritisierten die Gemeinderätinnen Christine Brandstätter (Bürgerliste) und Marlene Wörndl (ÖVP). Hagenauer habe im Vorfeld lediglich Einzelgespräche mit den Bildungssprechern geführt, ohne jedoch den Amtsbericht mit allen Zahlen und Fakten auf den Tisch zu legen. Die Fraktionen fühlen sich übergangen.
Eine umfassende Diskussion
„Wir sperren nicht von heute auf morgen alle Horte zu.“