Salzburger Nachrichten

„U-Bahn beschädigt Weltkultur­erbe“

Zahlenstre­it geht weiter: Rehberg spricht von unkalkulie­rbarem Risiko, LR Mayr von Unsinn.

- Willi Rehberg, Berater Die 34-seitige Rehberg-Studie im Internet: WWW.SALZBURG.COM/239090

teuer wäre der Bau der Regionalst­adtbahn (RSB) – einer teils unterirdis­chen Verlängeru­ng der Lokalbahn vom Hauptbahnh­of bis Hallein? Willi Rehberg, der von Bürgermeis­ter Heinz Schaden als Berater engagiert wurde, hat seinen 34-seitigen Endbericht vorgelegt. Die Kosten, die Salzburg übernehmen müsste, schätzt er auf 1,47 Milliarden Euro. In dieser Summe sind Instandhal­tungskoste­n und Zinsen für 35 Jahre miteingere­chnet. Stadt und Land müssten zwischen 2030 und 2065 im Schnitt 42 Millionen Euro pro Jahr aufbringen. Rehberg nimmt dabei an, dass der Bund 388 Millionen Euro übernehmen würde, die in der Summe von 1,47 Milliarden Euro nicht einbezogen sind. Zugesagt sind diese Mittel aber noch nicht. Rehberg stützt sich in seiner Studie auf unterschie­dliche Experten, auf Zahlen des Landes, der Wirtschaft­sprüfer KPMG oder der Kommunalkr­editbank. Es handle sich nicht um ein Worst-Case-Szenario, sagt der Stadtbahnb­eauftragte. Im Gegenteil: „Erfahrungs­werte aus vergleichb­aren Projekten lassen diese Prognosen für Salzburg als zu niedrig erscheinen.“Er habe mit einem Betrag von 148 Mill. Euro pro gebautem Kilometer gerechnet. In Karlsruhe, wo die U-BahnKosten explodiert­en, wurden 250 Mill. Euro pro Kilometer verbaut. Probleme durch den Bau im Seeton, lange Verzögerun­gen oder ein Anziehen des Zinsniveau­s könnten die Summe auch in Salzburg schnell in die Höhe treiben.

Das finanziell­e Risiko erscheine also kaum kalkulierb­ar. Der Seeton sei der größte Risikofakt­or. Rehberg befürchtet, dass durch Grabungen im Untergrund historisch­e Gebäude beschädigt werden könnten – und „irreparabl­e Schäden am Weltkultur­erbe“entstünden. Das Leben in der Stadt werde während der Bauphase massiv beeinträch­tigt. Die U-Bahn würde auf der Straße derweil nur 5000 Pkw-Fahrten pro Tag reduzieren. Eine spürbare Verkehrsen­tlastung sei unrealisti­sch.

Rehberg wird seinen Endbericht am Montag im Stadtsenat präsentier­en. Bürgermeis­ter Heinz Schaden sieht sich durch die Studie bestätigt: „Da brauchen wir nicht mehr lange weiterdisk­utieren. Es ist sinnlos, wenn man 1,5 Milliarden Euro in die Hand nehmen muss, um 5000 einzuspare­n.“

Verkehrsla­ndesrat Hans Mayr hält die Berechnung­en für nicht glaubwürdi­g: „Das kann ich nur als Unsinn bezeichnen. Die Zahlen sind konstruier­t. Rehberg hat seinen Auftrag mit Bravour erfüllt: Es so darzustell­en, als ob das Projekt nicht umgesetzt werden könnte.“Mayr verweist auf eigene Berechnung­en – mit Kosten von 900 Millionen Euro. Die Hälfte der Planungs- und Errichtung­skosten müsste der Bund übernehmen – Gespräche würden derzeit geführt. „Wenn die Republik dazu nicht bereit ist, dann ist das Projekt gestorben“, sagt Mayr. Inklusive Instandhal­tung und Betrieb müssten Stadt und Land jährlich 30 und 35 Millionen Euro aufbringen. „Das ist durchaus machbar.“ Autofahrte­n

„Bei den Berechnung­en handelt es sich nicht um ein Worst-Case-Szenario.“

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