Die Liebe? Ein Schlachtfeld
Was derzeit im Kunsthaus Nexus geboten wird, ist hinreißend und berührend. Tun Sie sich etwas Gutes: Joël Pommerats Stück „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“gehört gesehen.
Sie sitzen im Park einer Klinik. Der Mann (Gernot Aigner) besucht seine Frau (Lahorka Leitinger). So wie jeden Tag. Sie verlor das Gedächtnis. Er will erklären, dass sie 17 Jahre verheiratet waren. Sich liebten: „Als wir uns kennenlernten, war es perfekt. Wir waren wie zwei Hälften, die sich verloren hatten und die sich wiederfanden. Es war wunderschön. Es war, als wenn Nordkorea und Südkorea ihre Grenzen öffneten und sich wieder vereinigen würden.“
Andere Szene: Zwei Freunde (Karl Möschl, Hannes Kirchmayr) sitzen auf der Terrasse. Das Gespräch führt sie in die Vergangenheit. Zu jenem Punkt, als sie noch keine Freunde waren, einer den anderen als arrogant empfand und ihm deshalb aus dem Weg ging. Was gestern der Freundschaft im Wege stand, wird wieder aufgewärmt. Und plötzlich gehen sich die Freunde an die Gurgel, weil sie sich früher nicht ausstehen konnten . . .
Drittes Bild: Ein Lehrer muss sich verantworten. Vor der Direktorin, vor allem aber vor den Eltern eines Schülers. Das Kind wurde gemobbt. So sehr, dass es beim Ausflug ins Bett gemacht hat. Der Lehrer holte den Buben in sein Zimmer. Weil er ihn mag und schützen wollte. Aber darf ein Lehrer ein Kind, einen Schüler, von Herzen gern haben?
Ein letztes Bild: Hochzeit. Ein Bräutigam, vier Frauen und ein Schwager. Caroline (Nadia Oberhuber), eine aus dem FrauenQuartett, macht in letzter Sekunde Ärger. Der Bräutigam (J. Berka) liebe sie – nicht aber die Braut (Yvonne Altenberger). Er habe sie doch geküsst. Damals. Wie sich herausstellt, tat er das auch mit den anderen Schwestern. Alle küsste er. Allen machte er Avancen. Am Ende herrscht Chaos.
16 Szenen gibt es zu erleben. Die Bühne zieht sich wie ein Laufsteg mitten durch den Theaterraum. Das macht das Ganze sehr unmittelbar. Der Stoff ist großartig. Schräg, makaber, mitunter irritierend, aber auch amüsant.
Die Liebe, dieses Versuchslabor des Miteinander, erweist sich ein ums andere Mal als SuperGAU und zugleich als das einzig Begehrenswerte im Leben: Denn was zählt, ist geliebt zu werden.
Ein herrlicher Theaterabend! Theatergruppe Saalfelden: „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“von Joël Pommerat; Sa., 18. 3., Di., 21. 3. und Mi., 22. 3., im Kunsthaus Nexus Saalfelden, jeweils 20 Uhr; Regie: Gottfried Berka.