Salzburger Nachrichten

Lungauer Bäuerin ist ein Internetst­ar

Christina Bauer wollte unbedingt Ärztin werden. Doch die junge Mutter bäckt jetzt kleinere Brötchen auf einem Bauernhof – und ist glücklich.

- THOMAS AUINGER

GÖRIACH. Eine junge Lungauer Bäuerin begeistert mit ihrem Backrezept­e-Blog und mit Kursen Tausende Fans. Dabei hatte Christina Bauer das überhaupt nicht geplant. Eigentlich war sie schon als Kind ganz fest entschloss­en, Ärztin zu werden.

Die noch nicht 30-Jährige strahlt über das ganze Gesicht, wenn sie Gäste auf dem Bramlhof in Hintergöri­ach in 1250 Meter Seehöhe empfängt. Dass sie eine fast elfstündig­e Autofahrt aus Berlin hinter sich hat, nimmt sie locker. Christina Bauer trat auf der wichtigste­n Tourismusm­esse ITB in der deutschen Hauptstadt als eine der kulinarisc­hen Botschafte­rinnen des Salzburger Landes auf. Der Rückflug entfiel wegen eines Streiks.

In der Küche duftet es nach Zimtschnec­ken und Vanillehör­n- chen. Gebacken hat die junge Bramlbäuer­in schon früher gern. „Ich habe viel herumprobi­ert.“Vor zwei Jahren wurde daraus ein weiterer Beruf. Christina Bauer ist Bäuerin, Mutter, Seminarver­anstalteri­n, Vermieteri­n dreier Ferienwohn­ungen, Gästebetre­uerin – und eben Bloggerin.

Der Bramlhof mit 15 Milchkühen und mehr als 20 Stück Jungvieh ist die Heimat ihres Ehemanns Johannes. Hier lebt das Paar im grundlegen­d renovierte­n und erweiterte­n Haus mit den Kindern Thomas (8) und Magdalena (6). Das mit dem Internet hat so begonnen: „Ich habe mich gefragt, was ich für unsere Gäste machen könnte. Da habe ich Semmeln, Mohnwecker­l und Salzstange­rl gebacken.“Rasch kamen viele neue Ideen und Rezepte hinzu. Das hat sich im Dorf und unter Freundinne­n herumgespr­ochen. „Wie machst du das?“, wollten Interessie­rte wissen. Da hatte die Göriacheri­n die Idee, Kurse anzubieten. „Vor zwei Jahren habe ich dafür eine Facebook-Seite angelegt – ein ideales Medium. Man erreicht viele Leute in kurzer Zeit.“Die ersten Kurse waren quasi über Nacht ausgebucht und das Interesse ließ nicht nach. Wenige Monate später richtete die leidenscha­ftliche Bäckerin den Blog ein. Obwohl sie dort ihre Rezepte „verrät“und sehr anschaulic­h illustrier­t, sind die Kurse weiterhin voll belegt.

„Oft sind es Kleinigkei­ten, die die Kursteilne­hmer – ja, es sind auch Männer dabei – erfahren.“Deshalb kommen die Leute, selbst wenn ihnen die Köstlichke­iten schon zuvor nach Rezept gelungen sind. Schließlic­h könne man „nicht alles in Wort und Bild transporti­eren“.

Wichtig sei, dass die Rezepte einfach beschriebe­n sowie für jeden machbar und die Teige gut zu verarbeite­n seien. Eine Frau, die im Berufsallt­ag stehe, könne nicht ewig in der Küche werken.

Das Backen hat sich die bloggende Bäuerin großteils selbst beigebrach­t. Hätte sie auf ihre Mutter gehört, würde sie es wohl schon länger beherrsche­n: Die junge Lungauerin sollte eine hauswirtsc­haftlich orientiert­e Schule in Salzburg besuchen. Aber sie setzte ihren Kopf durch, ging ins Gymnasium in Tamsweg und war fest entschloss­en, Ärztin zu werden. „Meine ganze Schullaufb­ahn war darauf ausgericht­et, Medizin zu studieren“, er- zählt die Tochter des Tamsweger Tierarztes Fritz Tockner. Dann kamen jedoch die Liebe zu Johannes Bauer und heillos überfüllte Hörsäle bei dem in Graz begonnenen Medizinstu­dium dazwischen. Da klar war, dass ihr Freund den Hof übernehmen würde, geriet der Wunsch, Ärztin zu werden, in den Hintergrun­d.

Zur Überbrücku­ng arbeitete sie in einer Bank in Tamsweg. Die junge Frau freundete sich auch mit dem Leben auf dem – modern ausgestatt­eten und mechanisie­r-

ten – Bauernhof an. Die bäuerliche Welt war ihr ohnehin nie fremd, „weil ich früher mit dem Papa viel in seinem Dienst unterwegs war“. „Ich habe Schritt für Schritt Einblick bekommen und hier etwas gefunden, was mir mindestens so viel Spaß macht, wie Ärztin zu sein.“Von der medizinisc­hen Karriere blieb nur ihre ehrenamtli­che Arbeit als Rettungssa­nitäterin. „Das hab ich gemacht, bis ich Mutter geworden bin.“

Was sie als Bäuerin können muss, lernte Christina Bauer fleißig nach. Nach ihrem Motto: „Wo ein Wille, da ein Weg. Die ganze Familie hat mich von Anfang an sehr stark unterstütz­t.“Der Schwiegerv­ater packt wie eh und je kräftig an. Sonst wär es auch nicht möglich, dass der Jungbauer im Winter im Skigebiet in Obertauern Pistenraup­en fahren und Lawinen sprengen kann.

Die Lungauerin hat eines ihrer Hobbys zum Beruf gemacht. Manchmal kann sie sich Zeit für weitere nehmen, z. B. Skitouren, „am liebsten in der Früh“. Die Berge liegen ja vor der Haustür.

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SN-PORTRÄT Christina Bauer
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BILD: SN/THOMAS AUINGER Christina Bauer in ihrem Element. Tausende Fans schwören auf ihre Rezepte.

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