Salzburger Nachrichten

Sportliche­s Herz fährt ins Neuland

Die Neuaufstel­lung von Alfa Romeo geht weiter. Nach Giulietta, 4C und der Giulia geht es jetzt übers Stilfser Joch in den Premiumber­eich.

- GERHARD KUNTSCHIK

Dass viele meinten, Alfa Romeo sei nach den schwindend­en Absatzzahl­en der vergangene­n Jahre „tot“, hat Fiat-Chrysler-Boss Sergio Marchionne nie geschmeckt. Und auch mehrfach auftauchen­de Gerüchte, Ferdinand Piëch wolle das VW-Imperium um einen italienisc­hen Ableger erweitern, sind Geschichte – so wie Piëch als VW-Aufsichtsr­atsboss.

Marchionne hat die Neuaufstel­lung von Alfa Romeo, mittlerwei­le auch schon 107jährig, eingeleite­t. Treibt die Expansion des Vertriebsn­etzes der Traditions­marke in Nordamerik­a und in Asien genauso voran wie die Erweiterun­g der Modellpale­tte.

Die nun in eine entscheide­nde Phase kommt: Mit dem ersten SUV der Marke, das eine doppelte Aufgabe erfüllen muss: sich im beinharten Wettbewerb des am stärksten wachsenden Segments bewähren und gleichzeit­ig einen Premiumans­pruch erfüllen, den die Alfa-Verantwort­lichen noch nie so deutlich wie jetzt, bei der Vorstellun­g des Stelvio – sinnigerwe­ise in St. Moritz und auf einer Route durch den Nationalpa­rk Stilfser Joch –, artikulier­ten. Denn als erster Gegner und Messlatte, das ließ Alfa-Europa- und -Mittelost-Chef Fabrizio Curci klar durchkling­en, wird kein anderer als der Porsche Macan gesehen. Na dann, auf in den Kampf, ragazzo sportivo.

Curci sieht Alfa Romeo mit dem ersten SUV „in einer neuen Phase“mit der „Technik der Emotionen“. Die Philosophi­e trotzt der Notwendigk­eit, ein SUV zum Wachsen zu benötigen: „Wir entwickelt­en zuerst einen Alfa Romeo und dann ein SUV.“Nachsatz: Alles komme aus der Region rund um Modena, auch wenn das Centro Stile (Designlabo­r) in Turin angesiedel­t ist und der Stelvio – weil er sich die Plattform mit der Limousine Giulia teilt – im neuen Werk Cassino südlich von Rom gebaut wird.

„Alfa Romeo hat eine globale Zukunft“, sagt Curci, der Stelvio werde in 60 Ländern angeboten. Knapp die Hälfte des Absatzes wird in den USA erwartet, wo der Stelvio im Umfeld eher ein Kleiner sein wird. Die ersten Versionen werden in Europa bald bei den Händlern sein (Österreich ab Ende März), im zweiten Quartal auch in Nordamerik­a und Asien. Griffiger Schluss von Curci über den Stelvio: „Wir versprache­n, zurück in die Reihe der Premiummar­ken zu kommen, und erfüllten es mit dem Stelvio.“

Roberto Fedeli, früher bei Ferrari und dann zwei Jahre lang als Exot in München bei BMW für die i-Reihe zuständig, kehrte mit dem „Projekt Giorgio“als Alfas Chief Technical Officer nach Italien zurück – und hat dafür 1000 Ingenieure zur Seite: „250 davon sind jünger als 30 Jahre. Die bringen frisches Denken. Was mit der Giulia begann, setzt der Stelvio jetzt fort.“Die Architektu­r ist die gleiche, die Nuancen sind dem Typ entspreche­nd unterschie­dlich. Bei gleichem Radstand (2820 Millimeter) kommt der Stelvio auf breiterer Spur und mit mehr Bodenfreih­eit als die Sportlimou­sine, meldet aber auch sofort sportliche Ansprüche an – nicht nur mit den gleichen „dna“-Fahrmodi. Fedeli sieht den Stelvio natürlich aus vielen Gründen gelungen: Wegen des geringen Luftwiders­tandswerts (0,299), der Kopffreihe­it der Passagiere auch im Fond, des Laderaums (525 Liter) und des aus der Giulia übernommen­en Infotainme­ntsystems sowie der Fülle der Assistenzp­rogramme.

Für den Absatz in größerer Zahl werden die beiden Diesel (180/210 PS) und auch die Benziner (200/280) sorgen, speziell in den USA soll dann das grüne Kleeblatt mit dem V6-510-PS-Monster einschlage­n. Alfa verzichtet beim Stelvio auf Schaltgetr­iebe und setzt auf die bekannte Achtgangau­tomatik. Für günstigen Verbrauch sorgt nicht nur die Aerodynami­k, auch der Leichtbau (Aluminium, Kohlefaser) trägt dazu bei, „aber ohne Kompromiss­e bei der Steifigkei­t“(Fedeli). 1604 Kilogramm bringt der Stelvio mit Flüssigkei­ten auf die Waage.

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BILDER: SN/ALFA ROMEO (2) Auf dem Stilfser Joch geht es auf 2750 Meter. Hoch hinaus, das will auch Alfa Romeo mit dem ersten SUV des Unternehme­ns.
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