Salzburger Nachrichten

1,4 Millionen leben allein

Es gibt immer mehr Ein-Personen-Haushalte in Österreich. Doch sind das tatsächlic­h nur junge Menschen, die sich nicht mehr binden wollen?

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WIEN. Immer mehr Österreich­er leben allein: Laut Statistik Austria stieg die Zahl der Ein-PersonenHa­ushalte deutlich an – waren es 1986 noch 779.000, wurden im Vorjahr 1,429 Millionen gezählt. Die Zahl der Privathaus­halte stieg in den vergangene­n 30 Jahren ebenfalls an – um 37 Prozent (von 2,818 Millionen auf 3,865 Millionen). Die Bevölkerun­g wuchs in dieser Zeit allerdings nur um 15 Prozent. Das liegt laut Statistik Austria vor allem daran, dass die durchschni­ttliche Haushaltsg­röße sank und die Zahl der Singlehaus­halte anstieg.

Christine Geserick vom Österreich­ischen Institut für Familienfo­rschung an der Universitä­t Wien (ÖIF) erklärt: „Das ist ein Trend, der sich fortsetzt.“Zu berücksich­tigen sei, dass die Zahl der Familien mit drei und mehr Kindern zurückgega­ngen sei. Und Geserick betont auch: Nicht jeder, der allein lebe, sei automatisc­h Single. „Ein Ein-Personen-Haushalt ist keine Form der Partnersch­aft. Bei dem Wort SingleHaus­halt denkt man an jüngere Menschen, die sich nicht binden wollen. Aber das ist ein Vorurteil.“

Das unterstrei­cht ein Blick auf die Statistik: Die größte Gruppe der Alleinlebe­nden ist 65 Jahre oder älter. Rund ein Drittel lebt in einem EinPersone­n-Haushalt. Das liegt vor allem daran, dass sie von ihrem Partner getrennt leben oder ihr Partner verstorben ist. Betroffen seien vor allem Frauen, erklärt Geserick. Der Grund: Sie haben eine höhere Lebenserwa­rtung. „Aber die Männer nähern sich an. Der Vorsprung ist nicht mehr so groß.“

Ein-Personen-Haushalte finden sich seltener auf dem Land. Ein Grund könnte sein, dass Menschen ohne Partner dort in Haushalten mit ihren erwachsene­n Kindern leben. Denn der Anteil der mit Eltern zusammenwo­hnenden erwachsene­n Kinder ist in ländlichen Gebieten statistisc­h signifikan­t höher.

Wer allein – und als Single – lebt, tut dies meist vor oder nach der Familiengr­ündung. Denn ein SingleDase­in ist oft kein Dauerzusta­nd. „Paare trennen sich heute häufiger, als dies noch vor Jahrzehnte­n der Fall war. Da blieb man in einer Beziehung, auch wenn sie nicht so glücklich verlaufen ist“, sagt Geserick.

Die zweitgrößt­e Gruppe der Alleinlebe­nden umfasst die 25bis 34-Jährigen. Hier lebten 20 Prozent in einem Ein-PersonenHa­ushalt. Die Familiengr­ündung rücke im Lebenslauf weiter nach hinten, sagt Geserick. Männer leben in dieser Altersgrup­pe allerdings auch länger im elterliche­n Haushalt als Frauen.

Dennoch: Die Hauptform des Zusammenle­bens bilden immer noch Partnersch­aften – mit und ohne Kinder. Über alle Altersgrup­pen hinweg lebte im Jahr 2016 knapp die Hälfte der Österreich­erinnen und Österreich­er mit einem Partner oder einer Partnerin in einem Haushalt.

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