Salzburger Nachrichten

Im Einsatz für Geschädigt­e

Ein erfahrener Konsumente­nschützer tut sich mit anderen Fachleuten zusammen, um geprellten Kunden besser zu Entschädig­ungen zu verhelfen. Die Gerichte stehen dabei nicht im Fokus.

- APA

Peter Kolba, langjährig­er Chefjurist des Vereins für Konsumente­ninformati­on (VKI), macht sich selbststän­dig. Gemeinsam mit dem Gutachter Manfred Biegler und dem Journalist­en Oliver Jaindl hat er Cobin Claims gegründet – der Name steht für Consumer, Business und Investoren, „claim“bedeutet auf Englisch Klage. Die Plattform will in Fällen wie dem VW-Skandal Geschädigt­e sammeln und dann klagen oder Vergleiche aushandeln. Geplant ist eine gemeinnütz­ige Stiftung, um unabhängig von Staat oder anderen Geldgebern agieren zu können. Im Herbst soll die operative Tätigkeit starten.

Ebenfalls mit an Bord ist Anlegersch­ützer Wilhelm Rasinger – als Vorsitzend­er des Investoren­beirats. Im Fall Meinl-Bank, sagte Rasinger bei der Präsentati­on am Donnerstag, hätten viele geschädigt­e Anleger nicht geklagt, weil ihnen die Kosten zu hoch gewesen seien. Das Niedrigzin­sumfeld sei ein Nährboden für unseriöse Anlageange­bote. Gerichte seien im Fall von schiefgega­ngenen Veranlagun­gen „oft ungeeignet zur Konfliktlö­sung“, meint Rasinger. Das Kostenrisi­ko sei hoch, die Prozesse dauerten oft Jahre.

Derzeit ist Cobin Claims ein gemeinnütz­iger Verein. Das Stiftungsk­apital von 50.000 Euro plus 11.000 Euro für eine ordentlich­e Website will man sich über Crowdfundi­ng holen. Am Donnerstag startete auf www.startnext.com/cobinclaim­s eine 90-tägige Kampagne.

Kolba und sein Team wollen bei Massenschä­den rasch aktiv werden und Geschädigt­e mit Anwälten, Sachverstä­ndigen und Prozessfin­anzierern zusammenbr­ingen. Das Motto dabei: „Viele Davids können stärker sein als ein Goliath.“Die Geschädigt­en sollen kein Kostenrisi­ko haben, das sollen Prozesskos­tenfinanzi­erer übernehmen. Diese bekommen im Erfolgsfal­l einen Teil der erstritten­en Summe.

À la longue brauche Cobin Claims ein Budget von rund einer halben Million Euro im Jahr, schätzt Kolba. Finanziere­n soll sich das über Spenden (30 bis 40 Prozent), fallbezoge­ne Beiträge, die Geschädigt­e in manchen Fällen zu leisten haben werden (wie beim VKI 50 bis 150 Euro), sowie über Zahlungen von Prozesskos­tenfinanzi­erern. Auch Anwälte, die kooperiere­n, sollen Mitgliedsb­eiträge zahlen.

Derzeit sei es in Europa nämlich so, dass bei Massenschä­den rund drei Viertel der Geschädigt­en nichts tun. Die meisten Betroffene­n scheuten den Gang zu Gericht, es gebe auch kein geeignetes Instrument, um gegen Massenschä­den vorzugehen. Die Konsequenz: In Europa lohne sich Unrecht für die Konzerne. In den USA sei das nicht so, wie der VW-Skandal zeige.SN,

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Peter Kolba, Plattform Cobin Claims
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