TV-Kritik „Der gleiche Himmel“
Wenn Bösewichte ausgiebig gezeigt werden und ihnen die Kamera ständig folgt, gerät der Zuschauer unweigerlich in Versuchung, Sympathie zu entwickeln. Beim charmanten Tom Schilling in der Rolle eines DDRRomeos, der das Wissen einer vereinsamten Geheimdienstmitarbeiterin abschöpfen soll, ist die Gefahr dafür groß. Regisseur Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“) gelingt es mit seinem Dreiteiler aber, Stasi-Methoden, menschliche Schicksale und familiäre Drangsale zu einem suggestiven Fernseherlebnis zu vermischen. Irgendwie hängt alles zusammen: der Sohn eines StasiSchreibtischtäters auf seinem ersten Auslandseinsatz, der von Politbütteln schikanierte Physiklehrer, eine gedopte Schwimmerin, Fluchttunnel-Gräber und die vernachlässigte Mitarbeiterin des britischen Geheimdienstes, die für den DDR-Romeo ein leichtes Opfer ist. Sofia Helin spielt diese Frau in reiferem Alter ebenso brillant wie zuletzt die autistische Kommissarin in den drei dänischen Thrillerserien um die „Brücke“. Und Ben Becker gibt einen unglaublich brutalen ostdeutschen Führungsoffizier. Der Dreiteiler übertreibt ein wenig mit seiner lehrbuchhaften Zurschaustellung der DDR und ihrer willfährigen Funktionäre, die demnach trotz aller Parteidisziplin auch an ihrem Tun und der Sinnhaftigkeit gezweifelt hätten. Freiheit ist das große Thema des spannenden Films, Republikflucht das schlimmste Verbrechen. Alle werden überall abgehört, Spitzel in Versuchung geführt oder gezwungen, Regimekritiker zu melden. Man verrät nicht zu viel, wenn man die Möglichkeit einer Fortsetzung in den Raum stellt.