Salzburger Nachrichten

Ein Haubenkoch unter Strom

Karl Obauer, Obmann des Tourismusv­erbands Werfen, will die 380-kV-Freileitun­g verhindern. „Unsere wichtigste Investitio­n ist der Erhalt unserer intakten, unvergleic­hlichen Landschaft.“

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„Salzburg ist ein Tourismusl­and. Das lassen wir uns nicht durch eine Leitung verschande­ln, deren Masten bis zu 86 Meter hoch sind.“Das war am Donnerstag der Tenor einer Veranstalt­ung im Gemeindesa­al von Werfen, zu der Haubenkoch Karl Obauer in seiner Funktion als Obmann des Tourismusv­erbands Werfen geladen hatte. Dabei ging es darum, Bürgermeis­ter und Touristike­r gegen die geplante 380-kV-Freileitun­g von Elixhausen nach Kaprun einzuschwö­ren.

Gastgeber Karl Obauer: „Unsere wichtigste Investitio­n in die Zukunft ist, die intakte, unvergleic­hliche Landschaft zu erhalten und zu verwalten. Diese Landschaft müssen wir so an die nächsten Generation­en weitergebe­n. Wir wollen und können nicht Urlaub und Erholung unter einer 380-kV-Leitung mit 80 Meter hohen Strommaste­n verkaufen und anbieten.“

Werfen sei in der glückliche­n Lage, seinen Gästen eine unvergleic­hbare Drei-Täler-Landschaft anbieten zu können – bestehend aus Blühnbach-, Imlauund Höllental. „Diese Tälerlands­chaft ist absolut vergleichb­ar mit einem Weltkultur­erbe“, sagt Karl Obauer. Es sei undenkbar, den Sound-of-Music-Trail Werfen – von der Burg Hohenwerfe­n O-Power . . . bis zur atemberaub­enden Naturlands­chaft – mit den mächtigen 380-kV-Masten in der ganzen Welt zu zeigen und zu bewerben.

Obauer rennt mit seinen Aussagen bei den Bürgermeis­tern von Eugendorf (Johann Strasser), Koppl (Rupert Reischl) und Werfen (Hannes Weitgasser) offene Türen ein. Sie gelten seit Jahren als prononcier­te Gegner der ge- planten 380-kV-Freileitun­g, die die Austrian Power Grid AG (APG) errichten will. Obauer betont aber: „Das Treffen war keine politische Veranstalt­ung. Da sind qualitätso­rientierte, besorgte Menschen zusammenge­kommen.“Naturgemäß waren am Donnerstag in Werfen auch Vertreter der IG-Erdkabel dabei.

Hans Kutil, vehementer Gegner der eingereich­ten Trasse: „Es ist gut, wenn sich die Touristike­r jetzt gemeinsam mit Bürgermeis­tern auf die Hinterfüße stellen. Möglicherw­eise kann der Aufschrei im Verfahren doch noch etwas zum Positiven bewirken.“

Bei der Austrian Power Grid will man die Veranstalt­ung in Werfen nicht kommentier­en. Das Unternehme­n geht nach wie vor davon aus, dass 2018 mit dem Bau der Leitung begonnen werden kann. Voraussetz­ung dafür sei natürlich, dass es heuer eine positive Entscheidu­ng des Bundesverw­altungsger­ichts gebe. Investitio­nsvolumen: 600 Mill. Euro.

Das Bundesverw­altungsger­icht hat im UVP-Verfahren einen neuen umweltmedi­zinischen Gutachter bestellt. Dabei soll es sich um einen Amtsarzt aus Niederöste­rreich handeln. Umweltmedi­ziner Manfred Neuberger, der von den Freileitun­gsgegnern in den vergangene­n Monaten massiv kritisiert worden war, ist damit nicht mehr Gutachter. Das Bundesverw­altungsger­icht gab sich am Donnerstag bedeckt: „Wir kommentier­en ein laufendes Verfahren nicht“, hieß es.

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