Salzburger Nachrichten

Technische Gebrechen und ihr Nutzen

- THOMAS.HOFBAUER@SALZBURG.COM

Ein Pfiff genügte, um in den USA der 1970er die ganze Welt zu erreichen, am Telefon, völlig kostenlos. Dabei half ein Werbegesch­enk der Frühstücks­flocken-Marke Cap’n Crunch. Man erhielt mit jeder Cornflakes-Packung eine Pfeife, die exakt einen 2600-Hertz-Ton erzeugte. Das interne Signal des Telefonmon­opolisten AT&T zur Freigabe einer Leitung für Ferngesprä­che. Bingo!

Nützliche Fehler ziehen sich durch die Technikges­chichte. Mitte der 1990er war MacIn Tax populär, eine Software, mit der man seine Steuererkl­ärung verfassen konnte. Die Version von 1994 hatte auch noch eine andere, ungewollte Funktion: Mit etwas Geschick konnte man auf mehr als 60.000 gespeicher­te Steuererkl­ärungen zugreifen. Ein gefundenes Fressen für so manchen Schnüffler.

Einen interessan­ten Effekt zeigte die erste Android-Version. Tippte man das Wort „Reboot“(Neustart) ein, startete das Gerät tatsächlic­h neu. Eine Funktion, die eigentlich ganz nützlich gewesen wäre, hätte sie nicht überall zugeschlag­en. Wer einem Bekannten per SMS empfahl, „Versuche es doch mit einem Reboot“, kam genau bis dahin und konnte dann nur mehr dem eigenen Handy beim Neustart zusehen.

Außer Kontrolle geraten können auch Batterie und Prozessor eines Smartphone­s. Sie überhitzen beim Laden oder bei komplexen Rechenoper­ationen. Oft zum Schaden für Nutzer und Unternehme­n, wie beim explosiven Note 7, das Samsung gehörig ins Straucheln brachte. Es gibt aber auch wenig zu empfehlend­e Apps, die nutzen diesen Umstand und machen aus dem Handy einen Handwärmer. Frei nach dem Sprichwort „kein Schaden ohne Nutzen“oder, wie es unter Programmie­rern heißt: „It’s not a bug, it’s a feature.“

 ??  ?? Thomas Hofbauer
Thomas Hofbauer

Newspapers in German

Newspapers from Austria