Dieselfilter ausgebaut: Werkstätten im Visier
Um Dieselfahrern Kosten zu ersparen, bieten manche Werkstätten den Ausbau von Umwelteinrichtungen an. Die Behörden ermitteln.
„Ein Dieselpartikelfilter regeneriert sich auf längeren Fahrten selbst.“Friedrich Nagl, Kfz-Innungsmeister
ST. PÖLTEN, WIEN. Wer als Autofahrer auf die Umwelt pfeift, dem mangelt es im Internet nicht an unseriösen Angeboten: „Nützliche Alternativen“zum teuren Austausch von Rußpartikelfiltern bei Dieselfahrzeugen (DPF) werden da angepriesen, oder: „Wir können Ihr DPF-Problem wegprogrammieren.“Nach längstens 200.000 Kilometern müsse der Partikelfilter getauscht werden, das koste rund 2000 Euro, heißt es da. Das könne man sich durch Abschalten oder Ausbauen um wenige Hundert Euro ersparen. Man brauche auch weniger Sprit und es winke eine „bessere Motorleistung“.
Führende Beamte der Bundesländer aus dem Bereich der Kfz-Technik diskutierten kürzlich bei einem Treffen, dass gegen derartige illegale Angebote vorgegangen werden müsse. Schließlich tragen die Rußpartikel zur Feinstaubbelastung bei, die als gesundheitsschädlich gilt.
Niederösterreichs Umweltanwalt Thomas Hansmann nahm das Heft in die Hand. Seine Behörde zeigte nun rund 50 Werkstätten sowie sogenannte Tuningclubs bei der Staatsanwaltschaft an. Auch die Bezirksbehörden und Umweltanwaltschaften wurden informiert. In Salzburg seien es eine Handvoll Anbieter, sagte der Umweltanwalt den SN, der am Dienstag in Radio Niederösterreich an die Öffentlichkeit gegangen war. Fündig wurde man laut Hansmann in allen Bundesländern mit Ausnahme von Vorarlberg und dem Burgenland, wobei hier eine Firma aus Ungarn tätig sei. „Einige Websites wurden bereits verändert“, sagte Hansmann. Da heiße es jetzt etwa, das Tuning sei nur für den Rennsport gedacht. Konkrete Einzelfälle kann der niederösterreichische Umweltanwalt zwar nicht beweisen, doch aus der Sicht der Behörde müsse geprüft werden, ob die Anbieter Kunden zum Betrug angestiftet haben oder zu strafrechtlich relevanten Umweltdelikten. Außerdem dürften derartig manipulierte Fahrzeuge kein „Pickerl“mehr bekommen. Ein fehlender Partikelfilter werde bei der jährlichen Überprüfung kaum auffallen, denn das Verkehrsministerium habe „die Vorgaben an die Abgasmessung von Dieselmotoren stark abgeschwächt“, um mögliche Motorschäden zu verhindern. Hintergrund: Die Hersteller stiegen bei höheren Drehzahlen im Leerlauf aus der Haftung aus. Dies wur- de vom Verkehrsministerium bestätigt. Bei der nächsten Novelle zum Kraftfahrgesetz solle diskutiert werden, ob für derartige Manipulationen ein eigener Straftatbestand eingeführt werden solle. Für mobile Kontrollen werde mit der TU Wien ein Prüfstand entwickelt.
Der Bundesinnungsmeister der Fahrzeugtechniker in der Wirtschaftskammer Österreich, Friedrich Nagl, sagt, in der Regel sei ein Ausbau von nicht defekten Dieselpartikelfiltern nicht erforderlich. An sich werde ein Dieselpartikelfilter „nie kaputt, wenn man vernünftig fährt und das Fahrzeug gewartet wird“. Eine notwendige Regeneration erfolge strikt nach Herstellerangaben ohne Ausbau des Filters. „Auf längeren Fahrten reinigt sich der Filter selbst“, erklärt Nagl. Ein neuer Filter koste 350 bis 750 Euro.
Vor einem Ausbau warnt der KfzMeister nachdrücklich. Damit entspreche das betroffene Fahrzeug nicht mehr der Typisierung und es könne zu einem vollständigen oder teilweisen Ausfall des Versicherungsschutzes kommen. Und in puncto Leistungssteigerung bringe ein Ausbau jedenfalls „eher nichts“.