Salzburger Nachrichten

Schwarze Woche für die rot-weiß-rote Talentesch­miede

ÖFB-Auswahlen heuer nur Zuschauer bei EM-Endrunden – mit Red Bull erlebt der Fußballbun­d Lust, aber auch Frust.

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SALZBURG. Das Aus kam mit der allerletzt­en Aktion des Turniers: Österreich­s U17-Fußballnat­ionalteam verpasste am Dienstag die schon sicher geglaubte EM-Endrunde durch das 1:2 der Ukraine in der Nachspielz­eit. Mit einem Remis hätte sich die ÖFB-Auswahl für die Europameis­terschaft im Mai in Kroatien qualifizie­rt. „Das ist extrem bitter“, zeigte sich U17-Teamchef Hermann Stadler enttäuscht. „Wir waren klar besser und hatten genug Chancen, das Spiel zu entscheide­n. Die Ukrainer haben nur mit hohen Bällen nach vorn gearbeitet und kaum Möglichkei­ten vorgefunde­n.“

Am Tag davor verpasste bereits Österreich­s U19 unter Teamchef Manfred Zsak den Einzug in die Endrunde. Mit einem 0:3 gegen Tschechien kam das Aus für den Jahrgang 1998. Eine schwarze Woche also für den rot-weiß-roten Nachwuchs, auf den die ÖFB-Chefs in den letzten Jahren immer besonders stolz verwiesen. Endrundent­eilnahmen waren fast schon der Standard. Österreich­s Burschen waren allein seit 2013 bei acht großen Turnieren, darunter bei zwei Weltmeiste­rschaften (U17 in Katar 2013, U20 in Neuseeland 2015). Heuer wird der ÖFB bei den Turnieren nur Zuschauer sein.

Muss man sich Sorgen machen, dass es nun bergab geht? „Da lässt sich sicher kein Trend ablesen“, räumt Hermann Stadler die Bedenken aus. „Seit zehn Jahren geht es stetig bergauf beim Nachwuchs. Jetzt haben wir einmal einen Dämpfer erhalten, bei dem aber auch viel Pech dabei war.“Er sei überzeugt vom großen Potenzial seiner Truppe: „In allen drei Spielen der Eliterunde hat die Leistung gepasst.“

Hermann Stadler setzt auf einen Block aus der Salzburger Red-BullAkadem­ie. So spielen auch in der UEFA Youth League schon bewährte Youngster wie Torhüter Daniel Antosch oder Verteidige­r Luca Meisl in seiner U17. Stadler ist voll des Lobes: „In Salzburg wird Herausrage­ndes geleistet, wie auch der Halbfinal-Einzug in der Youth League beweist. Die Zusammenar­beit mit Red Bull klappt ausgezeich­net.“

Das dürfte nicht bei allen ÖFB-Altersklas­sen der Fall sein. In der U16 von Trainer Rupert Marko sucht man Salzburger vergeblich. Aus dem Umfeld der Red-Bull-Akademie werden unterschie­dliche Auffassung­en bezüglich der Spielphilo­sophie genannt. Nach SN-Informatio­nen sollen vereinzelt Talente aus dem Bullenstal­l wegen persönlich­er Differenze­n mit dem jeweiligen ÖFB-Coach auf eine Teamberufu­ng verzichtet haben. Für Hermann Stadler unverständ­lich: „Jeder muss stolz sein, für sein Nationalte­am antreten zu dürfen. Wenn ein Fußballer nicht für sein Land spielen will, hat er seinen Beruf verfehlt.“

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BILD: SN/GEPA PICTURES Aus in letzter Sekunde für Hermann Stadlers U17.

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