Salzburger Nachrichten

Groll und Taktik an der Mur

- Martin Behr MARTIN.BEHR@SALZBURG.COM

Der Streit um das Murkraftwe­rk hat Graz nachhaltig verändert. Weil die Kommuniste­n und Grünen gegen das – rechtlich abgesegnet­e – Kraftwerk aufgetrete­n sind, grollt der ÖVP-Bürgermeis­ter Siegfried Nagl wie selten zuvor. Da ihm durch die SPÖ-Schlappe bei der wegen des Kraftwerks­streits vorgezogen­en Gemeindera­tswahl ein potenziell­er Koalitions­partner verloren ging, musste er nun ein Regierungs­abkommen mit den Blauen schließen, von denen er sich noch im Wahlkampf klar abgegrenzt hatte. Schwarz-Blau in Graz: Eine Liebesheir­at sieht anders aus, Sachzwänge und Parteitakt­ik haben diese Liaison bewirkt. Eine politische Zwangsehe.

Apropos Parteitakt­ik. Es ist demokratis­ch legitim, dass eine Regierung die Ressorts neu verteilt. Es ist aber auch legitim, diese Entscheidu­ngen zu hinterfrag­en. Fast 20 Jahre lang haben die Kommuniste­n das einst brachgeleg­ene Wohnungsre­ssort betreut und mit ihrer Arbeit Sympathien der Grazer gewonnen. Jeder Fünfte (!) hat zuletzt KPÖ gewählt. Jetzt wandern die Wohnungsag­enden zur FPÖ, die wiederum das in der Feinstaubh­ochburg ungeliebte, weil für Wählerstim­menfang untauglich­e Verkehrsre­ssort an Dunkelrot übergibt. Ist das nun „Politik für die Menschen machen“? Oder doch eher: Einen als unangenehm empfundene­n Mitbewerbe­r schwächen?

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