Gegen Irland braucht Koller Ideen
Beim Spiel der letzten WM-Chance in Dublin muss das Nationalteam ohne Marko Arnautovic auskommen. Der Teamchef erinnert an eine vergleichbare Situation.
INNSBRUCK. „. . . und bin so klug als wie zuvor.“Den Klageruf von Goethes Faust könnte auch Fußballteamchef Marcel Koller nach dem Testspiel gegen Finnland ausstoßen. Denn das matte 1:1 in Innsbruck am Dienstag bestätigte nur Altbekanntes: Mit der seit sechs Jahren eingespielten 4-2-3-1-Formation kommt das ÖFB-Team gut zurecht, neue Systeme greifen noch nicht wirklich. Und: Mit Marko Arnautovic auf dem Platz sind die Österreicher um eine Klasse stärker. Doch der Offensivmotor, Antreiber und momentan auch torgefährlichste Spieler ist wegen einer Gelbsperre nicht mit dabei, wenn es am 11. Juni in Dublin gegen Irland um alles oder nichts in der WM-Qualifikation geht.
Gefragt ist folglich ein Geniestreich Kollers, um auf der Grünen Insel trotzdem zu bestehen. Was den Schweizer zuversichtlich stimmt, ist die etwas längere Vorbereitungszeit auf dieses Spiel: „Zehn Tage sind ein bisschen mehr als normal. Das heißt, dass wir gut vor- bereitet in dieses Spiel gehen.“Fest steht nur: Den Eins-zu-eins-Ersatz für Arnautovic wird es in dem Spiel nicht geben. „Es gibt nur einen Arnautovic“, betonte Marcel Koller. Wie wahr. Nach einer erschreckend schwachen ersten Halbzeit in Innsbruck wurde „Arnie“eingewechselt und riss sofort das Spiel an sich. Mit seiner körperlichen Präsenz bei gleichzeitiger Ballbeherrschung war er ein steter Gefahrenherd. Geradezu ein typischer Arnautovic war das Führungstor der Österreicher: Obwohl ihn der finnische Verteidiger Joona Toivio wie ein Ringer umklammerte, netzte er volley aus der Drehung ein. Arnautovic geht als Leader auch abseits des Platzes voran. Von dessen Wunsch, als Motivator mit nach Dublin zu reisen, hält Koller wenig: „Ich glaube, dass es nicht das Optimalste ist, wenn er mittrainiert.“
Marcel Koller bemühte die jüngere Geschichte, um den Zweiflern trotzdem Mut zu machen: „Wenn man die EM-Quali ansieht, da hat David Alaba zwei Mal gefehlt und es ging auch gut.“Die übrigen Spieler müssten auch jetzt wieder umso mehr zusammenhalten, um den Ausfall zu kompensieren. „Wir hoffen, dass wir eine gute Idee entwickeln, um in Irland zu punkten.“
Gegen Finnland rückte Alessandro Schöpf in eine Position, die jener von Arnautovic im linken offensiven Mittelfeld ähnlich war. „Ich persönlich fühle mich im Zentrum wohler“, gab der Tiroler nach seinem „Heimspiel“am Tivoli dann auch zu Protokoll.
Überlegungen wälzt Koller für Dublin aber auch, was die Abwehr angeht. Der 45-Minuten-Testlauf der Dreierkette gegen Finnland überzeugte nur sehr bedingt. Wiederholte Male schlüpften die Gäste ungehindert durch große Lücken in der Abwehr der Österreicher. Trotzdem wollte Koller nicht ausschließen, dass er die neue Formation gegen Irland aufbietet: „Dass es noch nicht 100-prozentig klappt, ist auch jedem klar, und dass es Zeit braucht, bis es voll sitzt.“
Sattelfester wirkte die altbewährte Vierer-Abwehr nach der Pause, und das mit einem Debütanten (dem Salzburger Stefan Lainer) sowie einem etatmäßigen Innenverteidiger (Martin Hinteregger) auf den Außenpositionen. Für die Debütanten Lainer und Florian Grillitsch hatte Marcel Koller Lob parat: „Für mich war das ein sehr guter Auftritt“, sagte der Teamchef. „Sie haben ruhig nach vorn gespielt. Es ist schön, wenn sie das umsetzen können.“
Torhüter Heinz Lindner, der beim Gegentor wegen des versprungenen Balls nicht gut aussah, unterstrich nach dem Spiel seine Ambitionen auf einen Clubwechsel: „Ich muss auf Vereinsebene schauen, dass ich wieder zum Spielen komme.“Bei Eintracht Frankfurt kommt er an Lukas Hradecky – am Dienstag im Tor der Finnen – nicht vorbei. Interesse an Lindner sollen Clubs aus Deutschland, Italien, der Schweiz und Österreich zeigen.
„Es gibt nur einen Arnautovic.“Marcel Koller, ÖFB-Teamchef