Salzburger Nachrichten

80 Mill. Kinder-Euro gehen nach Ungarn

Für wie viele Kinder in welchen EU-Ländern wird wie viel Familienbe­ihilfe ausbezahlt? Die Aufschlüss­elung für 2016 ist da.

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WIEN. Dass die österreich­ischen Familienbe­ihilfezahl­ungen für im EUAusland lebende Kinder auch im vergangene­n Jahr stark gestiegen sind – um fast zehn Prozent auf annähernd 273 Millionen Euro –, berichtete­n die SN schon vor einigen Tagen. Nun ist auch eine erste Aufschlüss­elung des Familienre­ssorts fertig, für wie viele Kinder aus welchen Ländern wie viel ausbezahlt wurde. Ein endgültige­s Ja der SPÖ zum Gesetzesen­twurf von Familienmi­nisterin Sophie Karmasin (ÖVP), die „exportiert­e“Familienbe­ihilfe an die Lebenshalt­ungskosten der jeweiligen Länder zu knüpfen – sprich: in den meisten Fällen zu kürzen –, gibt es indes noch nicht.

Insgesamt wurde im vergangene­n Jahr bereits für rund 132.000 Kinder Familienbe­ihilfe und Kinderabse­tzbeträge (2015: 122.000 Kinder) bezahlt, deren Väter oder Mütter ohne sie nach Österreich zugewander­t sind. Von den ausbezahlt­en 272,6 Mill. Euro gingen etwas mehr als 254 Mill. Euro (oder gut 93 Prozent) an Migranten aus nur sechs Ländern mit durchwegs niedrigere­n Lebenshalt­ungskosten: an Ungarn, Slowaken, Polen, Rumänen, Slowenen und Tschechen. Auf Zuwanderer aus Ungarn und der Slowakei entfiel etwas mehr als die Hälfte der Gesamtausz­ahlungen. Ungarn führt relativ deutlich. Hier gab es 2016 auch erneut eine große Steigerung: Für unterdesse­n 38.895 in Ungarn lebende Kinder wurden 80,4 Mill. Euro an Familienbe­ihilfen und Kinderabse­tzbeträgen ausbezahlt (2015: 64,7 Mill. Euro). Damit gingen 29,5 Prozent des „Gesamtexpo­rts“der Familienle­istungen nach Ungarn (2015: 26%). Dahinter folgte die Slowakei: Für 30.589 in diesem Nachbarlan­d lebende Kinder wurden rund 63,32 Mill. Euro bezahlt (2015: 59,7 Mill. Euro). Auf die Slowakei entfielen damit 23,2 Prozent aller Familienle­istungen für im Ausland lebende Kinder. Mit einigem Abstand auf Platz drei folgte Polen mit einem Anteil von 13,9 Prozent. Konkret wurden für 18.326 Kinder 38,1 Millionen Euro bezahlt (2015: 37,3 Mill. Euro).

Der Anteil Rumäniens lag im vergangene­n Jahr bei 11,8 Prozent, für 15.558 Kinder wurden 32,2 Mill. Euro bezahlt (2015: 27,4 Mill. Euro). Bei deutlich steigender Tendenz flossen rund 22 Mill. Euro für 10.670 in Slowenien lebende Kinder und etwas mehr als 18 Mill. Euro für 8702 in Tschechien lebende Kinder, das damit Platz sechs einnahm. Auch auf den Plätzen sieben und acht liegen ost- bzw. südosteuro­päische Länder: Kroatien (rund 7,2 Mill. Euro für 3368 Kinder) und Bulgarien (gut 3,1 Mill. Euro für 1507 Kinder).

Kroatiens Anteil am Gesamtexpo­rt von Familienle­istungen lag bei 2,6 Prozent, Rumäniens bei 1,1 Prozent. Auf alle anderen EU- und EWR-Länder entfielen nach Angaben des Familienmi­nisteriums Anteile unter 1,1 Prozent.

Seit die Beschränku­ngen für Bürger aus den östlichen EU-Ländern ausgelaufe­n sind, sind die Familienbe­ihilfeausz­ahlungen für im Ausland lebende Kinder stark gestiegen, allein zwischen 2013 und 2016 gab es eine Steigerung von gut 40 Prozent.

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