Salzburger Nachrichten

Sobotka legt im Flüchtling­sstreit nach

Der Innenminis­ter hält die Linie der SPÖ für einigermaß­en grotesk und spricht von Kalkül.

- I.b.

In der Regierung werden weiter Unfreundli­chkeiten ausgetausc­ht. Es geht nach wie vor um das EU-Programm zur Umverteilu­ng von Flüchtling­en („Relocation“), in dem sich Österreich im Spätsommer 2015 verpflicht­et hat, zwischen Mitte März und Ende September 2017 400 Flüchtling­e aus Italien und 1550 aus Griechenla­nd zu übernehmen – die ersten 50 schon demnächst aus Italien.

Dass die SPÖ so tue, als hätte sie von dem Vertrag nichts gewusst, ergrimmt insbesonde­re Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP). Er erinnerte am Donnerstag daran, dass seine Vorgängeri­n Johanna Mikl-Leitner einen Aufschub um zumindest ein Jahr sowie im Gegenzug zur Umsiedlung von Flüchtling­en nach Österreich auch eine Umsiedlung aus Österreich durchsetze­n wollte, mit beidem aber am Nein der SPÖ gescheiter­t sei. Als Minimalkom­promiss habe sich die Regierung 2015 lediglich auf einen kleinen Aufschub bis 10. März 2017 einigen können; die Frist sei abgelaufen, weshalb die Verpflicht­ung – auch wenn sie ihm selbst nicht gefalle – zu erfüllen sei, sagte Sobotka.

Wenn die SPÖ nun behaupte, es wäre seine Sache gewesen, Ausnahmere­geln für Österreich herauszuho­len, sei das angesichts des dreimalige­n Ja von Kanzler Christian Kern (SPÖ) zum „Relocation“-Programm im Rat geradezu grotesk. Eine Ausnahmere­gelung sei rechtlich nur möglich, wenn es sich um eine Notlage handle – dazu wiederum brauche es die Asyl-Sondervero­rdnung, zu der SPÖ aber Nein sage.

Sobotkas Fazit: Der SPÖ gehe es nur ums politische Kalkül, deshalb der „überhastet­e“, nicht mit Innenund Außenminis­ter abgestimmt­e Brief Kerns nach Brüssel. Dass sich Österreich damit „lächerlich“mache und Italien verstimme, werde in Kauf genommen. Er, Sobotka, werde nun die Antwort Jean-Claude Junckers abwarten – und dann „rechtstreu“agieren.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP).

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